Baupolier, ein schöner Beruf mit Schattenseiten
Roland ist schon 33 Jahre als Baupolier tätig und für Tief- bzw. Verkehrswegebau zuständig. Darunter fallen z. B. Außengestaltungen bei Wohnblöcken, Kinderspielplätze, Gehwege, Straßenbau neu bzw. Sanierungen. Ein Baupolier leitet vor Ort auf den Baustellen alles von der Baueinweisung bis zur Fertigstellung der Bauvorhaben, das bezeichnet man als „Führungsebene im operativen Bereich“.
Kernaufgaben: Aufsicht bei Durchführung der Arbeiten inkl. Vermessung und Absteckung der Projekte, d.h. technische Unterstützung der Pflasterarbeiten u. a. Ein Team besteht aus einem Vorarbeiter, zwei Facharbeitern (Pflasterer und Maurer), drei Hilfskräften, bei Bedarf ein Leasingarbeiter (Fach- oder Hilfsarbeiter), diese Arbeiter kommen aus Ungarn und der Türkei. Weiters ein bis zwei Maschinisten (Baggerfahrer) und ein LKW-/Krankfahrer, diese kommen aus Österreich. Untergeordnet zur technischen Unterstützung ev. bei Bedarf ein Bautechniker.
Roland hat als Baupolier die Verantwortung über alle Mitarbeiter für sämtliche Bereiche wie Unfallverhütung, Arbeitsschutz, vertrags- und normgemäße Ausführung der Gewerke und auch die Verantwortung für die Ausführung der Arbeiten nach straßenpolizeilichem Bescheid, wie etwa Baustellenabsicherung, Verkehrssicherheitseinrichtungen usw.
Erschwernisse durch die Covid-19-Maßnahmen
Roland zählt auf: Zuerst herrschte große Unsicherheit, ob die ungarischen Mitarbeiter nach Österreich einreisen dürften, dies wurde dann mit einer Sondergenehmigung möglich.
Probleme bereitete auch die Zusammenkunft der Arbeiter am Firmengelände zur Vorbereitung des Mannschaftstransports zur Baustelle. Aufgrund der Abstandsregelungen mussten auch neue Fahrmöglichkeiten geschaffen werden – die Mannschaften konnten nicht mehr in ein bis zwei Autos transportiert werden. Zusätzliche Transportmittel, auch Privatautos, wurden benötigt.
Ein weiteres Problem war die Unterbringung der Leute im Baucontainer für die vorgeschriebenen Pausen- und Mittagszeiten. Die Arbeiter mussten die Pausen aufgeteilt in Container, Privatautos und im Freien verbringen. Darunter litten die dienstlichen Gespräche genauso wie der private Austausch.
Das alles führte zu einem Mehraufwand bei der Planung der Arbeitseinsätze, der Aufteilung der Mannschaft, das Koordinieren der Arbeiten.
Gerade der Sommer forderte sehr heraus. Die Arbeiter mussten unter schwierigen Bedingungen ihre Tätigkeiten verrichten: Asphaltierung bei 180 Grad und 30 Grad Lufttemperatur mit Mund-Nasenschutz und Hygienemaßnahmen. Dafür erhielten die Bauarbeiter 10 % Erschwerniszulage.
Zusätzlich mussten die Baugeräte lt. Vorschrift alle 3 bis 4 Stunden desinfiziert werden.
Die laufend sich verändernden Covid-19-Maßnahmen erschwerten die Arbeitsabläufe.
Durch die harten Arbeitsbedingungen litt auch die Stimmung unter den Arbeitern.
Hoher Leistungsdruck
Grundsätzlich ist Baupolier ein toller Beruf, weil man Gewerke herstellt, die man sieht und die gesehen werden. Man kann neben den Planvorgaben sehr kreativ sein und sein Knowhow und jahrelange Erfahrung einbringen, erzählt Roland.
Doch in den letzten Jahren wurden den Baupolieren ein hoher Leistungsdruck auferlegt.
Als Stressbelastungen nennt er: permanent der Witterung ausgesetzt zu sein, der ständige Lärm und Zeitdruck, mehrere Baustellen parallel zu haben. Weiter erlebt er zunehmend mehr Preis- und Konkurrenzkampf – Handschlagqualitäten zählen nicht mehr, einen immer höher werdenden Administrationsaufwand, mehr Konfliktsituationen mit Personen des Baustellenumfeldes usw. Dieser permanente Stresspegel gefährdet auf lange Sicht die Gesundheit eines Baupolieres. (Gedankenkreisen und schwer abschalten können, Schlafstörungen usw.)
Um gesundheitliche Schäden zu minimieren, versucht Roland durch Arbeitsoptimierung etwas Druck weg zu nehmen und sich zwischendurch Luft zu verschaffen.
Als Stressbewältigungsprogramm betreibt Roland in seiner Freizeit sehr intensiv Sport.