„Es kommen wieder andere Zeiten“
Die Kunden (Klienten), die von Regina in der Behindertenwerkstätte unterstützt und durch den Tag begleitet und gefördert werden, erledigen entweder Industriearbeit oder gestalten Kreatives. Geregelte Abläufe sind dafür sehr wichtig.
Plötzlich war alles anders. Von einem Tag auf den anderen ist alles auf Notbetrieb umgestellt worden. Etliche Telefonate mit den Angehörigen der behinderten Menschen waren notwendig, um die weiteren Schritte zu planen. Anfangs waren noch 1 bis 2 Kunden pro Tag da, dann blieben auch sie zuhause und werden nun nach wie vor von den Angehörigen betreut. Die MitarbeiterInnen sind seither in Kurzarbeit. „Für die Angehörigen ist das sicher eine sehr schwierige Situation, weil ja manche trotzdem arbeiten müssen“, vermutet Regina, „und unseren Kunden fehlt die Aufgabe und das Gefühl, dass sie in der Arbeit gebraucht werden. Viele verstehen die Situation nicht und ihnen ist fad.“
Die Fachsozialbetreuerin hat Sorge, dass manche auch Fähigkeiten abbauen.
Bei ihr persönlich hat die Kurzarbeitssituation ein eigenartiges Gefühl ausgelöst: „Ich fühle mich wie arbeitslos und komme schwer auf. Ich kann verstehen, dass arbeitslose Menschen den Rhythmus verlieren.“ Die junge Frau hofft, dass das alles bald vorbei ist. Zuhause-Sein ist ungewohnt und schwierig für sie: „Ich bin es gar nicht gewöhnt zur Ruhe zu kommen. Das ist eigentlich erschreckend für mich selber. Es wird immer gerannt.“ Ins Kino oder ins Gasthaus zu gehen, war für sie nichts Besonderes mehr. „Man hat alles getan und gehabt, war immer unterwegs und hat das nicht mehr geschätzt“, überlegt die 25jährige. „Ich habe gar nicht mehr gehört, was mir wichtig ist oder guttut. Vielleicht führt das zur Besinnung und zum Nachdenken, wie gut wir es haben“, hofft sie und kann so den Einschränkungen auch eine positive Seite abgewinnen. Tendenziell schwingt bei Regina auch leichte Angst mit, jemanden anzustecken, wenn das Kontaktverbot wieder gelockert wird, weil man ja nicht wirklich weiß, ob man selber Träger des Virus ist.
Die Geburt des Babys ihrer Freundin, das trotz Schwierigkeiten gesund zur Welt kam, war ein Lichtblick und eine große Freude in dieser speziellen Zeit, die besonders in Erinnerung bleiben wird.
Getragen und unterstützt fühlt sie sich durch den guten Zusammenhalt und durch die Vorfreude auf eine bessere Zeit. Für die Zukunft nach der Corona-Krise plant sie schon Wanderungen mit einer Rast am See.
„Es kommen wieder andere Zeiten!“ ist Regina überzeugt und freut sich bereits wieder auf ihre Arbeit und ihre Kunden, die ihr inzwischen schon so richtig fehlen.