„Ich bin reich mit dem, was ich habe“
Die erste Woche im „Krisenmodus“ war für den 49jährigen Mitarbeiter eines Industriebetriebes eine schwierige Erfahrung: Der ganze Betrieb ist in einen richtigen Krisenzustand gefallen. Keiner wusste, was momentan richtig wäre und wer was machen sollte, es gab ganz viele Unklarheiten. Inzwischen sind viele in Kurzarbeit, andere arbeiten weiterhin Aufträge ab. Die Stimmung in der Firma hat sich sehr geändert – früher wurden Späße gemacht und es wurde viel gelacht. Die Leute halten schon zusammen, aber es ist nicht mehr lustig. Man merkt, dass alle in gewisser Weise angespannt sind und dass die Leute sich auch gegenseitig beobachten, ob jemand einen Fehler macht, ob alle den Abstand einhalten ... Generell ist der Eindruck entstanden – egal ob in der Firma oder auch beim Einkaufen – dass bei vielen Menschen die Angst eine große Rolle spielt.
Der 49jährige hatte schon die ganze letzte Zeit das Gefühl, dass ein Crash in irgendeiner Form unvermeidbar sei. Alles lief auf Anschlag, ein unglaubliches Tempo war da – im beruflichen, aber auch im privaten Bereich! Sinngemäß: Alle wollten alles haben … überall hinkommen können … überall teilnehmen können … und er nimmt sich dabei selber auch nicht aus. Er hat inzwischen das Gefühl, dass diese „Bremse“ sogar guttun kann: Die Umwelt atmet auf; auch er persönlich. „Ich hoffe, dass durch diese Krise die Dinge in unserem Umfeld und unsere Natur wieder besser geschätzt werden“, überlegt der Industriearbeiter, „und dass die Dinge wieder in die richtigen Relationen gerückt werden, wie z. B. der Verdienst von Fußballern und der von Reinigungskräften. Das passt doch alles hinten und vorne nicht zusammen!“
Zuhause bei seiner Familie fühlt sich der Mann wohl und sicher. „Meine Familie gibt mir Kraft und Rückhalt. Der Zusammenhalt trägt mich und ich bin dankbar für das, was wir haben. Ich kann das alles jetzt wieder besser sehen und schätzen. Auch dafür bin ich dankbar. Ich weiß, ich bin reich mit dem, was ich habe.“