29. Februar: "Santa Precaria"
Informationen zur symbolischen Schutzpatronin "Santa Precaria"
"Santa Precaria" greift die christliche Tradition der Schutzheiligen auf und wurde kreiert als Beschützerin aller prekär Beschäftigten. Sie ist eine fiktive Heilige, eine Symbolfigur, ihr Gedenktag ist der 29. Februar. Mehr dazu siehe unten.
Alle vier Jahre im Schaltjahr bietet sich dieser Gedenktag an, auch als Pfarre bzw. Pfarrgemeinde das Thema "Prekäre Arbeit" aufzugreifen. In einer öffentliche Aktion. Als Beitrag im Pfarrblatt. Durch die Planung einer Bildungsveranstaltung ... Oder im Sonntagsgottesdienst. Dazu stellt die KAB OÖ einen erprobten Gottesdienstvorschlag als Download zur Verfügung: Gottesdienstvorschlag "FAIR statt PREKÄR"
2024 organisierten mensch & arbeit, Bischöfliche Arbeitslosenstiftung der Diözese Linz und kj OÖ eine öffentliche Aktion vor der Ursulinenkirche in Linz. Hier gehts zum Nachbericht. Gerne geben wir auch Auskunft und Unterstützung, falls Sie vor Ort etwas Ähnliches planen möchten! (Kontakt: kabooe@dioezese-linz.at)
Alle haben ein Recht auf GUTE ARBEIT
Als mensch & arbeit – Katholische Arbeitnehmer:innen Bewegung und Betriebsseelsorge OÖ gehen wir davon aus, dass alle ein Recht auf GUTE ARBEIT haben. Gute Arbeit
- garantiert die Würde des Menschen
- sorgt für gerechtes Einkommen
- trägt Verantwortung für die Umwelt
Wir fordern daher eine Wirtschaft, die dem Menschen dient, die den Menschen in die Mitte stellt und eine Arbeit, die als Mitgestaltung am Schöpfungsauftrag Gottes verstanden werden kann.
Leider geht die gesellschaftliche Tendenz in die entgegengesetzte Richtung. Zunehmend gehen gute Arbeitsplätze verloren und die steigende Anzahl von unsicheren „atypischen“ Beschäftigungen führen mehr und mehr Menschen in prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse.
Wer sich die Mühe macht, im Lexikon nachzuschlagen, findet unter dem Begriff prekär die Erläuterungen: „schwierig, unangenehm, misslich, unsicher ...“ – für viele Frauen und Männer trifft diese Beschreibung auf ihre Arbeitssituation zu. Schutz und Hilfe ist dringend nötig.
29. Februar: „Santa Precaria“ – unsere fiktive Schutzheilige – Wie kam es dazu?
Für alle Menschen, die unter prekären Arbeitsbedingungen ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, wurde als fiktive Schutzheilige die Symbolfigur „Santa Precaria“ kreiert.
Bereits 2001 riefen italienische Aktivist:innen „San Precario“ als Schutzpatron ins Leben. Da in Österreich besonders Frauen von prekären Arbeitsbedingungen betroffen sind, soll uns hier symbolisch „Santa Precaria“ als Schutzheilige beistehen. Ihr Namenstag wird am 29. Februar gefeiert. Diesen Tag gibt es nur alle 4 Jahre – sie ist damit eine echte „Teilzeitheilige“!
Mit „Santa Precaria“ wird die alte kirchliche Tradition der Schutzpatrone aufgegriffen.
Schutzpatrone sind Menschen, die sich aus eigener Betroffenheit heraus engagiert haben und damit für die Nachwelt zu Identifikationsfiguren geworden sind. „Santa Precaria“ ist als moderne Symbolfigur für die vielen oft unbekannten Frauen und Männer zu verstehen, die sich in ihrem Lebensumfeld für eine faire Arbeitswelt einsetzen, sie steht für WIDERSTAND gegen die derzeit vorherrschenden menschenfeindlichen Strukturen der Wirtschaft, für den GLAUBEN, dass positive Veränderungen möglich sind und für den MUT, gute Arbeitsbedingungen für alle Menschen einzufordern.
FAIR statt PREKÄR – ALLE HABEN EIN RECHT AUF GUTE ARBEIT
Was ist prekäre Arbeit? – Kennzeichen prekärer Arbeit:
Flexibilisierung auf Kosten der Freizeit
Niedriges, nicht kontinuierliches Einkommen
Unkalkulierbare Dauer des Arbeitsverhältnisses
Ungenügender sozialer Schutz
Mangelnde Einbindung und Mitbestimmung
Prekarität ist die Summe verschiedener Faktoren:
Atypische Beschäftigungsformen, aber auch Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse können, müssen aber nicht prekär sein. Prekarität lässt sich nicht einfach messen. Sie ist vielmehr die Summe verschiedener Faktoren:
Faktor Zeit
Faktor Geld
Faktor Recht
Faktor Mitbestimmung
Je nach Art der atypischen Beschäftigungsform können diese Faktoren in unterschiedlicher Ausprägung vorliegen und negative Auswirkungen auf die finanzielle Lage, die familiäre Situation, die soziale Sicherheit, die Gesundheit und längerfristig auf Familiengründung und Alterssicherung der atypisch Beschäftigten haben.
Als atypische Beschäftigungsformen gelten u.a.:
Teilzeit
Geringfügige Beschäftigung
Leih- bzw. Zeitarbeit
Freie Dienstverhältnisse
Neue Selbständige und Ein-Personen-Unternehmen (EPU)
Beschäftigung als Praktikant/in
Auch Vollzeitarbeit kann zu prekären Lebensbedingungen führen: „Working poor“
Arm trotz Arbeit bzw. die Notwendigkeit mehreren Beschäftigungen nachzugehen, um ein (vielleicht trotzdem nicht) ausreichendes Einkommen zu erzielen, ist immer häufiger anzutreffen. Als sogenannte „working poor“ bezeichnet man: „All jene Personen, die aktuell erwerbstätig und zwischen 20 und 64 Jahre alt sind und deren Haushaltseinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt.“
2022 lag die Armutsgefährdungsschwelle bei Euro 1.392 monatlich für einen Einpersonen-Haushalt (12 Mal im Jahr). DATEN AUS EU-SILC 2022 (VERÖFFENTLICHT IM APRIL 2023)
Maßnahmen gegen prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen
- Für alle Branchen kollektivvertraglich gesicherte Mindestlöhne, die die Lebenshaltungskosten der Menschen decken.
Weitere, schon vielfach diskutierte Maßnahmen gegen prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen und Armut wären:
- Bedarfsorientierte Mindestsicherung
- Bedingungsloses Grundeinkommen
Die Beschäftigung mit dem Thema "prekäre Arbeit" manifestierte sich 2008 in Form einer Schwerpunkt-Kampagne von mensch & arbeit. Inhaltliches und Berichte dazu sind nach wie vor unter Themen zu finden.