Der Mensch im Mittelpunkt der Wirtschaft?
Mit der gestern präsentierten Regelung der Ausweitung der Arbeitszeit zeigt die Regierung einmal mehr in wessen Interesse sie handelt.
Wer profitiert von einer weiteren Flexibilisierung? Wie soll der Acht-Stunden-Tag die Regel bleiben, wenn der Rahmen fällt, der ja auch bereits bisher Ausnahmen zuließ?
Diese Regelung führt zu einer weiteren Spaltung innerhalb der Gruppe erwerbsarbeitender Menschen. Vermutlich wird es ArbeitnehmerInnen geben, die gerne längere Arbeitstage in Kauf nehmen, doch sind es sicherlich jene Menschen in der Arbeitswelt, die schon jetzt schlechter gestellt sind und dadurch verstärkt unter Druck kommen. Welche Möglichkeiten haben sie, sich mit „persönlichen Interessen“ gegen eine längere Arbeitszeit zu wehren? Angst vor Kündigung bzw. Abrutschen in prekäre Arbeitsverhältnisse spielen hier eine wesentliche Rolle …
Ein Beispiel dafür sind auch die kürzeren Ruhezeiten für Menschen im Gastgewerbe. Gerade in einem Bereich, wo starke Arbeitsbelastung an der Tagesordnung ist, wird der Schutz der ArbeitnehmerInnen weiter hintangestellt.
Der ArbeitnehmerInnenschutz mit der Regelung eines Acht-Stunden-Tages wurde mühsam erkämpft – zum Wohle der Gesundheit, der Lebensqualität, gegen Selbstausbeutung.
Im Schreiben „Evangelii Gaudium“ wies Papst Franziskus auf die Gefahr hin, dass unsere Art des Wirtschaftens zu Ausbeutung und Ausgrenzung führt – mit der präsentierten Regelung passiert genau dieses: Im Interesse von Profit und Gewinn werden die Rechte der Schwächsten in unserer Gesellschaft beschnitten.
Mit der Ankündigung der Ausnahmemöglichkeit von Wochenend- und Feiertagsruhe steht schon die nächste Beschneidung grundlegender ArbeitnehmerInnen-Rechte im Raum.
Als Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung verwehren wir uns klar und entschieden gegen eine solche Politik!
Unser Wirtschaften muss den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Mit unserer derzeit laufenden Kampagne „Hier arbeitet ein Mensch“ vertreten wir diesen Grundsatz in der Öffentlichkeit!
Christian Leonfellner und Margit Savernik
Vorsitzende der Katholischen ArbeitnehmerInnen Bewegung Oberösterreich