Hingehen - KURS 2
Hingehen bedarf einer klaren Standortbestimmung, inklusive Erforschung der eigenen Wurzeln. Genauso zentral ist ein geschärfter Blick auf die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, in denen man selbst und die Leute, denen die SeelsorgerInnen und ReferentInnen begegnen, lebt.
Die 14köpfige Ausbildungsgruppe aus insgesamt 4 Diözesen ist nun seit Oktober 2017 miteinander unterwegs. Dieser Kurs „…stärkt, informiert, lehrt und tut gut!“, so eine der Teilnehmenden bei der Abschlussreflexion. Die Gruppe nickt. Es ist eine Gruppe mit vielen Ressourcen und unterschiedlichen Kompetenzen von der Grundausbildung her gesehen. Diese Unterschiedlichkeit wird als große Bereicherung wahrgenommen, nicht nur im Kurs, sondern auch in den jeweiligen Einsatzgebieten vor Ort.
Die Schwerpunktthemen des Kursteils im April 2018 lagen in der materialistischen Bibelexegese und in der Analyse von gesellschaftlichen Prozessen.
Die Bibel erzählt nicht nur Geschichten, sondern wurde auch in konkreten geschichtlichen Verhältnissen verfasst. Die Geschichten erzählen von Herrschenden und Unterdrückten, von ungerechten Verhältnissen und von Konflikten …
Das Handwerkzeug der materialistischen Exegese lehrt diese Kontexte und wirtschaftliche Realitäten zu lesen und gemeinsam mit anderen zu entdecken und zu aktuellen Verhältnissen in Relation zu setzen. Fritz Käferböck-Stelzer, Betriebsseelsorger im Bezirk Linz-Land, war dazu zu Gast.
Immer wieder lernt die Gruppe mit Impulsen aus der katholischen Soziallehre und sieht darin nicht nur einen Auftrag, sondern auch einen großen Schatz in der Verkündigung und eine Bestätigung für das jeweilige Arbeitsfeld/Engagement. Severin Renoldner im Auftrag der ksoe und Veronika Prüller-Jagenteufel, Pastoralamtsleiterin in Wien begleiteten die KursteilnehmerInnen bei diesen Lese- und Analyse-Prozessen.
Zwei weitere Kursblöcke wird es bis Juni 2019 noch geben. Zwischen diesen Kursblöcken lernen und reflektieren die Teilnehmenden bei verschiedenen Praktika und in begleiteten Reflexionsgruppen. Das erste Praktikum fand "draußen", in Straßen und Stadtvierteln statt. In der Erfahrung des „Sich-Aussetzens“ an verschiedenen Orten - mit dem Auftrag wahrzunehmen ohne zu beurteilen - erkannten die TeilnehmerInnen eigene biografische Brillen und Rollenbilder und entwickelten in der Reflexion Rollenmodelle für ihr Profil als SeelsorgerInnen und ReferentInnen. Das nächste Praktikum wird sie im Sommer an bisher fremde Orte in der Arbeitswelt führen. Die Rolle der BeachbachterIn wird dabei eingetauscht, sie werden zu MitarbeiterInnen und KollegInnen.
Michaela Pröstler-Zopf