"hingehen"
Auftrag, Positionierung und Rollenverständnis in der aufsuchenden Seelsorge
Im ersten Kursteil stand vor allem die Auseinandersetzung mit den Wurzeln (biografisch und sozialgeschichtlich) im Vordergrund. Wer bin ich „geworden“ und welche Rolle kann/will ich in der großen Tradition von Kirche in der Arbeitswelt einnehmen? Diesen Fragen gingen die einzelnen TeilnehmerInnen intensiv nach. Paloma Fernandez de la Hoz, Referentin für die katholische Sozialakademie, gelang es mit unglaublicher Überzeugung, die Tür zu den Dokumenten der katholischen Soziallehre für die Teilnehmenden zu öffnen. Die Tradition der katholischen Soziallehre und vor allem die jüngeren päpstlichen Dokumente evangelii gaudium und laudato si' wurden von den Teilnehmenden als Bestärkung und Motivation gesehen.
Bei „Hingehen“ wird es vor allem darum gehen, Masken und zugeschriebene Rollen/Bilder abzulegen, um ganz beim Wesentlichen anzukommen. Aus der Perspektive der Seelsorge heißt das, Menschen in ihrem Lebensraum zu begegnen und dabei als SeelsorgerIn in der Gastrolle zu bleiben ... zuhören, wahrnehmen und stärken.
Eine Übung aus dem Psychodrama leitete die Teilnehmenden an, ihre eigenen gewohnten und vertrauten Rollen zu verlassen und in ganz andere Rollen zu schlüpfen. Darin konnten neue und bisher versteckte Ressourcen und Potentiale entdeckt werden.
Aus der Perspektive der Kirche heißt das in der Tradition der katholischen Soziallehre, das Wort zu ergreifen für jene, die unterdrückt leben, an den Rand gedrängt werden und keine laute Stimme haben. Die Erfahrung des Scheiterns am Kreuz und die Vision vom Reich Gottes sind Motivation und Anker, dies in den jeweiligen Arbeitsbereichen umzusetzen.
Ausbildungsverlauf
Der Ausbildungskurs, der großes Augenmerk auf die Profilentwicklung im je eigenen Aufgabenfeld legt, dauert zwei Jahre. Insgesamt sind vier Kursblöcke geplant. Praktika und kollegiale Begleitung finden zwischen den Kursteilen statt. Die Trägerschaft des österreichweiten Kurses hat der Cardijn Verein - Verein zur Förderung der ArbeitnehmerInnenbildung im Sinne Josef Cardijns übernommen. Neben den zahlreichen fachlichen ReferentInnen wird der Kurs von Karl Immervoll (NÖ) und Michaela Pröstler-Zopf (OÖ) begleitet.
Die nächsten zwei Praktika werden die Teilnehmenden zum einen in die BeobachterInnen-Rolle in für sie neue Gemeindegebiete und Stadtteile bringen und zum anderen unbekannte Arbeitswelten und die Herausforderungen für die Menschen darin kennen lernen lassen.
In den kommenden Kursteilen werden Bibelarbeit und Theologie der Arbeit sowie Pastoraltheologie eine große Rolle spielen. Die Kursgruppe hat für sich schon beim Einführungstag festgestellt „Wir sind als Lernende gemeinsam unterwegs“. Es geht darum, Unbekanntes zu erfassen, aber auch darum, voneinander zu lernen und die Theologie der Arbeit und die Arbeitsweisen der Kirche in der Arbeitswelt weiter zu entwickeln.
Die Arbeitswelten, wie sie jetzt erlebt werden, verändern sich rasant. Gesellschaftliche Schichten und deren Idee von Teilhabe haben sich stark verändert. Im Austausch der KursteilnehmerInnen wird auch eine Neuorientierung und -positionierung von Kirche in der Arbeitswelt passieren.
Michaela Pröstler-Zopf