7. Oktober – Welttag für menschenwürdige Arbeit
An unterschiedlichen Orten werden rund um diesen Tag Karten verteilt und Menschen an ihren Arbeitsplätzen besucht, z. B. in der Linzer Innenstadt, am Gelände der voestalpine, in Wels, Grossraming usw.
Die Karten und Gespräche lenken den Blick auf die Umstände, unter denen Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen. Dabei fokussiert die KAB OÖ jedes Jahr auf eine spezielle Berufsgruppe, die unter Druck ist – wie steht es um Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit und Einkommen, welchen Belastungen ist sie ausgesetzt?
Fokus 2017: PaketzustellerInnen / Kleintransportgewerbe
Hoher Zeitdruck, lange Arbeitstage, selbständig?
Dieses Jahr liegt das Augenmerk auf Menschen, die als Paketzusteller/innen arbeiten. Die Branche ist im Subunternehmer-System organisiert: Die großen Firmen stellen meist selbst keine Fahrer/innen an, sie schließen Verträge mit kleinen Transportfirmen, die oft pro Paket bezahlt werden. Dort sieht der Arbeitsalltag der Zusteller/innen, egal ob angestellt oder wieder selbstständig, so aus: Auto beladen – fahren – so schnell wie möglich zur Lieferadresse – Annahme regeln und wieder weiter – immer unter Zeitdruck und körperlicher Anstrengung. Bis alle Pakete ausgeliefert sind, wird der Arbeitstag lang, bei einem mäßigen Lohnniveau: Der Normal-Stundenlohn für Arbeiter liegt lt. KV-Kleintransporteure 2017 je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit zwischen € 7,58 und € 8,16. (Quelle: www.wko.at/service). Doch viele Fahrer/innen sind gar keine Arbeitnehmer/innen, sondern sogenannte EPUs (Ein-Personen-Unternehmen). Die Gewerkschaft bemüht sich gerade, für diese (formal) selbstständigen Personen ein unterstützendes Rechtsberatungssystem aufzubauen.
Durch den zunehmenden Online-Handel wird der Bedarf an Zustelldiensten weiter steigen. Der Druck auf die Branche nimmt zu. Die Arbeitsbedingungen für Zusteller und Zustellerinnen müssen daher kritisch beobachtet werden, denn auch für diese Berufsgruppe gilt: Hier arbeitet ein Mensch!
Momentaufnahme zwischen Tür und Angel:
M* liefert im Auftrag von DHL, einem Tochterunternehmen der Deutschen Post, in Linz Pakete aus. Er fährt mit seinem eigenen Transporter und holt sich jeden Morgen im Verteilerzentrum in der Nebingerstraße die Ladung für seine Runde ab. Die Arbeit macht keinen Spaß, aber er braucht was zum Leben und um sein Studium zu finanzieren. 40 Stunden die Woche arbeiten und zugleich studieren ist allerdings auf Dauer nicht zu schaffen. Die einzige Lösung wird wohl sein, das Zustellen auf 20 Stunden zu reduzieren. Wie sich das dann alles finanziell ausgehen wird, weiß er noch nicht.
Es ist keine Zeit, länger miteinander zu reden, über seinen Verdienst zum Beispiel, oder den Inhalt seines Arbeitsvertrags. Er muss weiter, die Runde wartet nicht.
Danke für das kurze Gespräch und alles Gute, nicht nur für den 7. Oktober!