Angekommen?! – Ein Jahr Geflüchtete in Ansfelden
Andererseits wird erzählt vom Kennenlernen neuer Kulturen, vom gemeinsamen Kochen, von neuen Bekanntschaften und Freundschaften, aber auch von Abschieden, wenn Leute wieder weggekommen sind.
Zu der anfänglichen Hochstimmung in der Gemeinde sind die Mühen der Ebene, des Alltags gekommen. Zermürbend ist hier das lange Warten auf die Interviews, die Unsicherheit, wie es weitergeht und nach den Interviews das Warten auf einen positiven oder negativen Bescheid. Aber auch für die mit positivem Bescheid ist es nicht leicht, die Suche nach einer leistbaren Wohnung ist eine große Hürde. Für eine geförderte Wohnung muss der Hauptwohnsitz in Österreich 5 Jahre gemeldet sein. Eine Unmöglichkeit. Und am privaten Wohnungsmarkt sind 500,00 Euro für gut 30 m2 keine Seltenheit. Bei einer Mindestsicherung alt von 914,00 Euro bleibt da nicht viel zum Leben. Mit der gekürzten Mindestsicherung ist Leben schlicht unmöglich. Demgegenüber stehen viele Wohnungen, die nicht zur Miete kommen und leer stehen.
Sie haben Deutsch gelernt, gehen in die Schule, würden gerne arbeiten. Das erzählen die Geflüchteten. „Seit einem Jahr und sechs Monaten warten wir auf ein Interview. Wir haben gelernt, wohin sollen wir noch lernen. Wir wissen nicht, bleiben wir da oder müssen wir weg von hier, in ein anderes Land, wo wir dann wieder die Sprache lernen müssen. Wir kommen vom Krieg und wollen glücklich leben.“ So schildert ein Geflüchteter seine Situation. „Ich bin verheiratet und habe ein Kind. Ohne Familie leben geht nicht. Ich kann aber nicht zurück. Pakistan ist ein großes Land, aber nicht für mich. Wir wollen aber nicht drei bis vier Jahre warten und dann müssen wir zurück.“
Das Warten und Nichtstundürfen, die Unsicherheit, wie es weitergeht, zermürbt. Hier ist das Ansfeldner Buddysystem eine wertvolle Hilfe in der Begleitung. Da sein und mit den Menschen den Alltag gestalten funktioniert, wenn auch mit immer wieder auftauchenden Konflikten. Wir haben es in der Hand, wie Geschichte geschrieben wird. Möge es eine Geschichte der Menschlichkeit sein und bleiben.
Bericht: Fritz Käferböck-Stelzer
Fotos: Treffpunkt mensch & arbeit Nettingsdorf