Sozialland OÖ – Ausbauen oder Kaputt-Sparen?
„Es ist bereits viel geschehen, aber auch noch einiges zu tun“, meint Jahn. Oft kaum beachtet von der Öffentlichkeit wurden in den letzten Jahren z.B. 1-Bett-Zimmer in der Altenpflege als zukünftige Standards eingeführt. Im Behindertenbereich ist die Wohnoffensive mit kleinen 6 bis 8 Personen-Gruppen außerhalb von Heimen eine wesentliche Richtungsmaßnahme, auch in der Kinder- und Jugendhilfe wurde z.B. die nachgehende Sozialarbeit vor allem in Schulen in sozialen Brennpunkten eingerichtet.
Sozialer Standard kostet eben …
Doch die Krux ist das liebe Geld: Es fehlen tausende Wohnplätze für behinderte Menschen, es gäbe tolle Innovationsprojekte, deren Einführung sie nur begrüßen würde. So sollte viel mehr in die Prävention bei Kinder- und Jugendlichen investiert werden. Ebenso steigt die Anzahl der demenzkranken Menschen und betreute Wohnformen können sich derzeit nur Menschen mit höherem Einkommen leisten. „Der derzeitige Kaputt-Spar-Wahn ist eine Katastrophe für ganz Europa! Es ist Feuer am Dach!“, schildert Jahn den immer noch größeren Druck in diesen Bereichen zu sparen, wo indes die Bedarfe ständig steigen. „Es kann nicht sein, dass sich nur jene die mehr Geld zur Verfügung haben eine entsprechende (Besser-)Versorgung leisten können, doch mit Blick auf Griechenland kommen diese Bilder ganz nahe zu uns. Wir müssen uns bewusst machen, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise auch bei uns wirkt, und wenn Exporte einbrechen sind das UNSERE Arbeitsplätze, UNSERE Steuern und dadurch UNSERE Möglichkeiten im Sozialstaat eine gute soziale Versorgung zu sichern“. Die wesentliche politische Ebene um entgegenzusteuern sieht Jahn in der EU, daher sei es auch so wichtig die kommende Wahl zu nutzen.
Der private Reichtum steigt und die öffentlichen Gelder werden gekürzt; dieser Missstand sollte auch öffentlich aufgezeigt werden. „Es tut weh zu hören: Es wird immer bei den ‘Falschen‘ gespart! Wer sind die ‚Richtigen‘?“, bringt es Jahn auf den Punkt, denn die ‚richtige‘ Person gibt es nicht – es kommen ohnehin nur Menschen zum Zug die diese Hilfeleistungen dringend benötigen.
Bei der Diskussion wurde von einer Besucherin die Idee eingebracht, das Soziale im Land zu stärken. Und so stand am Ende eine zielgerichtete gemeinsame Offensive für ein soziales OÖ im Raum, unabhängig von politischem Interesse und der Organisation.
Martha Stollmayer