Einkaufen heißt (aus-) wählen
Am 25. Jänner fand erstmals „PRO und CONTRA“, ein Diskussionsvormittag nur für Frauen im Cardijn Haus in Linz statt. Entstanden aus einer Idee des diözesanen Frauenarbeitskreises von mensch & arbeit beschäftigten sich an diesem Vormittag an die 20 Frauen mit Konsum, Konsumbedingungen und -verhalten und Alternativen dazu. Die Referentin, Heidemaria Hofer, Bildungsreferentin von Welthaus Linz, bot einen Überblick über die Geschichte des Konsums bis zu Jetztzeit und sprach von einem gegenwärtig bemerkbaren „Kippen“, einer zunehmenden Unzufriedenheit mit dem Lebensstil in unserer Gesellschaft.
Enttäuschungs- und Versäumnisgesellschaft
Anstelle einer Zufriedenheit, die aus „etwas können“ entsteht, zählt heute vorrangig der Konsum: Was man sich leisten kann bestimmt den Selbstwert. Eine sehr kurzlebige Werterfahrung, denn alle Lebensbereiche sind inzwischen vom Markt durchdrungen und ständig suggerieren neue Produkte, Events und Angebote, dass es noch Besseres, Neueres gibt oder etwas versäumt wird. Das Gefühl eines Mangels, einer steten Enttäuschung hält das Konsumrad am Laufen. Doch inzwischen leiden sowohl die Menschen als auch die Umwelt unter den Verhältnissen, die nur durch Ausbeutung (anderer) aufrechterhalten werden können.
Veränderung ist möglich
„Der Mensch muss sich wieder als Teil der Schöpfung verstehen lernen, Grenzen und Lebensrhythmen beachten, um aus einem Gefühl der Lebensfreude heraus Veränderungen anstoßen zu können.“, betont die Referentin. Wer sein Kaufverhalten ausrichtet nach den Kriterien saisonal, regional, biologisch und fair produziert und gehandelt, bewirkt bereits Veränderung. Gleichzeitig darf die Verantwortung nicht allein den einzelnen KonsumentInnen zugeschoben werden – Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, alle müssen an einer Systemänderung arbeiten. Die entscheidende Frage heißt: „An welchen Werten orientieren wir uns und was ist genug?“ Eine Verhaltensveränderung bedeutet nicht nur Verzicht und Beschränkung, sondern bringt vieles, nach dem wir uns sehnen: Entschleunigung, eine neue Natürlichkeit, echte Vielfalt, Kreativität, Nähe, Sicherheit …, so die Referentin. Wir haben so viel Freiheit hergegeben – wir haben uns das Tun stehlen lassen, wie Marianne Gronemeyer es ausdrückt – es ist an der Zeit, uns vom Diktat des Marktes zu emanzipieren und die (Mit-)Gestaltung unserer Welt in Angriff zu nehmen.
Schneeballeffekt
Informieren, hinterfragen, umdenken und anders tun, nutzen statt besitzen, reparieren statt wegwerfen – Möglichkeiten gibt es viele. Es liegt an uns hier, jenen Menschen die Wahl- und Handlungsmöglichkeiten haben, einen Anfang zu machen im Vertrauen darauf, dass ein Andersdenken und Anderstun Kreise zieht und Systeme verändert.
Elisabeth Zarzer/KAB OÖ