Gute Arbeit für ein gutes Leben – 7. Oktober Welttag für menschenwürdige Arbeit
Erwerbsarbeit als „Gute Arbeit“ gewährt ein angemessenes Einkommen, respektiert menschliche Fähigkeiten und die Menschenwürde. Fragen wie Gesundheit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zumutbare Arbeitszeiten oder realistische Mobilitätserfordernisse sind wichtige Qualitätskriterien, betont das Sozialwort1 des Ökumenischen Rates der Kirchen.
Menschenwürdig?
Seit 2009 – der Krise – wurde in vielen Betrieben Personal abgebaut, für die verbleibenden Beschäftigten erhöht sich dadurch stetig Arbeitsumfang und Arbeitstempo. Wer die Vorgaben nicht schafft, riskiert den Arbeitsplatz.
Die Erfahrung, dass Aufträge trotz unmöglicher Liefertermine angenommen werden und das Wissen, Arbeitsspitzen durch Mehrarbeit alleine bewältigen zu müssen, führen zu enormen Druck. ArbeitnehmerInnen- und Mitbestimmungsgesetze werden – unter Hinweis auf die Auftragslage – zunehmend ausgehöhlt oder umgangen.
Existenz- und Versagensängste treiben die Menschen vor sich her: 88 % der Beschäftigten2 sind auch außerhalb ihrer Arbeitszeit erreichbar, 40 % gehen krank zur Arbeit3, viele fühlen sich überlastet.
Wer nicht mithält läuft Gefahr, ausgemustert oder weg-gemobbt zu werden. Dieser permanente Druck erzeugt ein Gefühl der Ausweglosigkeit: zerstörerisch für das Arbeitsklima, krankmachend für die Menschen. Viel davon kommt in den Rundengesprächen und in den Mobbing- bzw. Burnout-Beratungen der Betriebsseelsorge zur Sprache.
ArbeitnehmerInnen den Rücken stärken
Als Ursache der gegenwärtigen Verhältnisse kritisierte Papst Franziskus „den Geldfetischismus und die Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht und ohne menschliche Ziele“ (Mai 2013). Dem alleinigen Diktat der Wirtschaft und des Geldes stellt sich Papst Franziskus mit seinem Aufruf zu Solidarität und einer Rückkehr zur personenbezogenen Ethik in der Finanz- und Wirtschafts-Welt entgegen. „Geld ist da, um zu dienen, nicht, um zu herrschen!“ betonte der Papst in seiner Ansprache.
Wir fordern daher aus christlicher Sicht faire Wirtschafts- und Arbeitsbedingungen und unterstützen Frauen und Männer in schwierigen Arbeitsverhältnissen persönlich. KAB und Betriebsseelsorge bieten Beratungs- und Unterstützungsangebote an unterschiedlichen Standorten in Oberösterreich und jeden Montag von 17 bis 20 Uhr steht Betroffenen das „Mobbing-Telefon“ unter der Nummer 0732/7610-3610 zur Verfügung.
1 Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Artikel 170, Stichwort „Gute Arbeit“
2 Kompetenz gpa-djp 05/2012, Allzeit bereit, ständig gestresst, www.kompetenz-online.at
3 Österr. Arbeitsgesundheitsmonitor – Grundlagen, Ziele und Ergebnisse, Stand April 2012
Informationen zum 7. Oktober
Der 7. Oktober wurde als World Day for Decent Work (Welttag für menschenwürdige Arbeit) von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ins Leben gerufen, um weltweit für ein angemessenes Einkommen und Grundrechte in der Arbeit einzutreten. Die ILO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen und damit beauftragt, soziale Gerechtigkeit sowie Menschen- und Arbeitsrechte zu fördern.
Sowohl die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 23, als auch das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (Art. 170) betonen das Recht auf menschenwürdige Arbeit.