Arbeit im Wandel
Die Soziologin Beate Littig vom Institut für höhere Studien in Wien sprach in ihrem Referat von einer multiplen Krise und der Notwendigkeit einer sozial-ökologischen Transformation. Den evidenten Wandel der Arbeit erörterte sie unter dem Aspekt „Nachhaltigkeit und Arbeit“.
Nachhaltiges Arbeiten
Beate Littig unterschied drei unterschiedliche Stränge im Diskurs, die jeweils weiterverfolgt werden müssen:
Wesentlichen Raum nimmt das Bemühen ein, nachhaltiges Arbeiten über Green Jobs zu erreichen. Die Prognose, dass so bis 2020 etwa 200.000 Arbeitsplätze schaffbar wären, betrachtet Beate Littig mit Skepsis: Das seien nicht unbedingt Nettozuwächse, da „grün“ nun sehr weit gefasst wird. Zu bedenken sei auch die Frage der Arbeitsqualität – nur ca. 6 % dieser Jobs entsprechen einer guten Arbeit – und diverse Rebound Effekte: grüne (energiesparende) Produkte, aber dafür massenhaft, führen zu mehr Ressourcenverbrauch als vorher. Zusammenfassend stellt sie fest: „Grüne Ökonomie allein löst die sozialen und ökologischen Widersprüche des Kapitalismus nicht.“
Ein zweiter Diskursstrang geht in Richtung Arbeit neu definieren und umverteilen. Es geht um einen erweiterten Arbeitsbegriff. Dazu gibt es verschiedenste Konzepte nachhaltiger Arbeit, die auf den Prinzipien Gerechtigkeit, Würde und Partizipation beruhen. Idealtypisch ist Arbeit Mischarbeit mit Mischqualifikaiton, -belastung und -einkommen aus Erwerb, Care, Eigen- und Gemeinschaftsarbeit. Obwohl neue (Arbeits-)Lebensläufe bereits Realität sind – vor allem bei Frauen und jungen Menschen – wird das politisch kaum wahrgenommen.
In einem dritten Bereich wird Nachhaltigkeit verfolgt durch „anders arbeiten“. In praktischen Initiativen einer solidarischen Ökonomie, in sozial-ökologischen Projekten, in Formen des Care-orientierten Wirtschaftens usw. wird experimentiert, um ein gutes Leben für alle zu erreichen. Beate Littig beurteilt diese Alternativen als wichtige Lernfelder fürs Gesamte.
„Innovative Experimente und eine mutigere Politik sind gefragt“, fasste die Referentin zusammen. Dabei sei Arbeitszeitverkürzung ein Baustein in der Transformation von Arbeit. Als wesentlich erscheine ihr auch die Frage nach dem Sinnstiftenden im Leben, wenn in einer Tätigkeitsgesellschaft die Erwerbsarbeit ihre vorrangige Bedeutung verliert.
Gute Arbeit für ein gutes Leben
In acht Gesprächsgruppen kamen die TeilnehmerInnen mit ihren Erfahrungen und Eindrücken zu Wort. Sie formulierten insgesamt 16 konkrete Herausforderungen rund um Kristallisationspunkte wie Ausbildung, Arbeitslosigkeit, Vereinbarkeit, Migration, Prekarisierung, Flexibilisierung … denen es sich zu stellen gilt – als Einzelner, als Gesellschaft, als Kirche.
„Veränderungsprozesse in der Arbeitswelt müssen wahr- und erstgenommen werden“, resümierte Bischof Manfred Scheuer am Ende der Veranstaltung, Es brauche Anpassung an die je neuen Verhältnisse. Die verschiedensten Aspekte von Arbeit, die Sinnfrage, die Notwendigkeit von Arbeit genauso wie das Krankmachende an ihr, die Frage nach Muße, nach Sicherheit, nach Solidarität sind zu bedenken. Wie das alles gut zusammen gehen kann, ist gegenwärtig wie zukünftig eine Herausforderung.
Der Abend ermutigte dazu, sich dieser Herausforderung zu stellen!
Text und Fotos: Elisabeth Zarzer, KAB OÖ
"Arbeit im Wandel" fand im Rahmen einer österreichweiten Veranstaltungsreihe des Forums Katholischer Erwachsenenbildung Österreich anlässlich 125 Jahre katholische Soziallehre statt.
Veranstaltergemeinschaft: Sozialreferat der Diözese Linz, Kath. ArbeitnehmerInnen Bewegung OÖ, Kath. Frauenbewegung OÖ, Kath. Männerbewegung OÖ, Christ und Wirtschaft, Kath. Jugend OÖ, Kath. Aktion OÖ, Bischöfliche Arbeitslosenstiftung der Diözese Linz, Kath. Bildungswerk OÖ, Kirchenzeitung, PGR-Referat