Betriebsseelsorge bei den Tunnelarbeitern
Angeregt hatte dies Peter Maile, der als Betriebsseelsorger seit Herbst 2014 für die Bauarbeiter der Bahnhofsbaustelle Stuttgart 21 werkt. „Ich bringe dazu nichts mit außer mich selber“, sagt er über seine Arbeit. „Als Betriebsseelsorger kümmere ich mich um die Arbeitskräfte auf den Baustellen: Arbeiter und Ingenieure, Bauleiter und Mineure. In den Hochphasen werden es etwa ca. 4000 Personen sein. Sie kommen aus ganz Deutschland, aus Österreich, Polen, Rumänien und anderen Ländern. Jeder bringt seine eigene Lebensgeschichte mit, seine Nöte und Hoffnungen.
Mein Fokus richtet sich auch darauf, dass die Arbeit fair abläuft. Zusammen mit den Partnern im Arbeitnehmernetz S21 mache ich mich für die Rechte der Arbeitnehmer stark und bin im Gespräch mit den Projektverantwortlichen.“
Peter Maile (links) als Betriebsseelsorger Stuttgart 21 im Gespräch mit einem Arbeiter.
aus: www.wirhelfenweiter21.word.press.com
Der Brenner-Basistunnel ist aktuell die größte Tunnelbaustelle Europas. Auf insgesamt 64 km Länge braucht es 230 km Tunnelröhren. Einen kleinen Einblick in den Arbeitsalltag der Tunnelbauer bekamen die BetriebsseelsorgerInnen aus ganz Österreich durch den Besuch der Baustelle Wolf bei Stainach am Brenner.
Gemeinsam mit Seelsorgeamtsleiterin Elisabeth Rathgeb und Betriebsseelsorger Peter Maile führte Baustellenleiter Peter Wetzlinger von der Fa. Swietelsky die Gruppe über den Zugangstunnel zu den Mineuren. Unter Tag wird in 3 Schichten rund um die Uhr, jeweils 8 Stunden gearbeitet. Stillstand gibt es nur ein paar Tage über Weihnachten. Mit großen Maschinen und mit der Hand wird gebohrt, gesprengt, Schutt verladen und verräumt, gemessen, getragen, betoniert ... Es ist harte Arbeit ohne Tageslicht, mit viel Lärm und Staub verbunden. Der Druck ist spürbar, jede Schicht hat ihre Leistung zu bringen. Jede Schichtbelegschaft, hier ‚Drittel‘ genannt, arbeitet 10 Tage durch, dann gibt es 4 freie Tage.
Den BetriebsseelsorgerInnen fällt ein großes Kreuz auf, das unter der Tunneldecke angebracht ist. „Die Arbeiter haben es in Eigenregie aus Drahtgitter gefertigt und dort aufgehängt“, sagt der Bauleiter. Zur unumstrittenen Tradition gehört auch die Heilige Barbara. Die Figur der Schutzheiligen steht beleuchtet in einer kleinen Nische. Am 4. Dezember gibt es hier eine Feier mit allen Arbeitern, dem örtlichen Pfarrer und der Tunnelpatin.
Die Baustelle am Brenner-Basistunnel wird es sicher noch 10 Jahre geben und eine Vielzahl an Menschen aus verschiedensten Firmen und Ländern wird hier arbeiten.
Da stellt sich die Frage nach einer aufsuchenden Seelsorge, die diese Menschen in ihrer Arbeit, aber auch in ihrer Freizeit - die sie meist fern von ihren Familien in Quartieren vor Ort verbringen - seelsorglich begleiten und in ihrer speziellen Situation beraten kann.
Peter Maile hat jedenfalls in Stuttgart die Erfahrung gemacht, dass damit Kirche ganz konkret und nahe bei den Menschen ist.
BetriebsseelsorgerInnen Österreichs mit der Innsbrucker Seelsorgeamtsleiterin Elisabeth Rathgeb nach dem Tunnelbesuch, hier bei der Deponie Padastertal, wo Ausbruchsmaterial des Brennerbasistunnels gelagert wird