Treffpunkt mensch & arbeit Wels – ein Einblick in die Arbeit der Kolleg:innen
Oberösterreichweit gibt es derzeit neun Standorte der Betriebsseelsorge sowie ein Projekt im Dekanat Perg.
Wels ist ein vergleichsweise junger Standort. Seine Geschichte begann 1985 in einem kleinen Büro und wurde ab 1994 in der Kreuzpointnerstraße als Zentrum der Betriebsseelsorge fortgeführt. 2007 übersiedelte der Treffpunkt mensch & arbeit Wels schließlich in die Carl-Blum-Straße 3 – einer ehemaligen Hutfabrik und damit einem sehr passenden Ort für Kirche in der Arbeitswelt. Denn hinter den bis heute erhaltenen roten Backsteinmauern gingen einst Färber, Schlosser, Tischler, Hutmacher, Goldpräger und Drucker ihrer Arbeit nach. Das gut erhaltene Fabriksgebäude unweit zweier Berufsschulen gibt uns als ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen kirchliche Heimat mit Fokus auf arbeitende Jugendliche und Erwachsene.
Das derzeit tätige Team von Hauptamtlichen, bestehend aus Barbara Wimmer, Rene Gebetsroither und Markus Pichler, bringt eine sehr bunte Palette an beruflicher Erfahrung mit: Betriebsrätin im Pflegebereich, Mitarbeiter in der gewerkschaftlichen Jugendarbeit oder Tischler sind nur ein paar Mosaiksteine ihrer bisherigen beruflichen Laufbahnen.
Was die inhaltliche Ausrichtung des Treffpunkts betrifft, gibt es bei uns natürlich – wie an den anderen Standorten auch – fixe Bestandteile: Ein solcher Schwerpunkt sind beispielsweise sogenannte themenbezogene Aktionstage, wie etwa der Tag der menschenwürdigen Arbeit (7. Oktober), der internationale Frauentag (8. März) oder der Tag der Arbeitslosen (30. April).
Unsere Arbeit ist geprägt von der Methode „Sehen – Urteilen – Handeln“. Egal ob in der (nachgehenden) Jugendarbeit, bei der Begleitung von „Arbeitswelt-Runden“ oder in der Begegnung mit arbeitsuchenden Menschen – zu Beginn steht (fast) immer das Hinhören auf das, was unser Gegenüber gerade beschäftigt. Wir gehen in einer offenen, authentischen und wertschätzenden Haltung auf die Menschen zu. So können gemeinsam Ideen für die nächsten persönlichen Schritte oder sogar mögliche künftige Veranstaltungen entstehen.
Was kennzeichnet den Standort Wels?
Durch die gute Kooperation mit den Verantwortlichen in den beiden Berufsschulen und den umliegenden Arbeitsmarkt-Projekten erfahren viele Jugendliche von unserem Angebot. Auch spricht sich von einem Jahrgang zum nächsten ganz selbstverständlich herum, wo der Treffpunkt mensch & arbeit ist und was einem dort erwartet.
Gemeinsam verbrachte Mittagspausen, etwas zu essen, jemanden zum Reden oder auch einfach ein guter Ort zum Spielen/Lernen in der Gruppe sind die häufigsten Gründe für den Besuch des Treffpunkts. So manches Abschlussfest nach erfolgreichen zehn Wochen Berufsschulzeit erlebte die alte Hutfabrik ebenfalls schon.
Bei der Frage, was für den Treffpunkt mensch &arbeit Wels typisch sei, waren sich die ehrenamtlichen Mitglieder des Leitungsteams sofort einig: das Repair-Café! Schon seit über zehn Jahren bieten wir im Treffpunkt das Repair-Café an. Unser Fokus liegt darauf, den Menschen etwas zuzutrauen, sie dadurch zu ermutigen, mehr Vertrauen in sich selbst zu haben und einfach etwas auszuprobieren. Mitgebrachte Geräte oder Alltagsgegenstände werden gemeinsam unter die Lupe genommen und im besten Fall auch repariert. Einerseits rücken wir dadurch die Schöpfungsverantwortung jeder/s Einzelnen ins Bewusstsein, andererseits ist es uns auch ein zentrales Anliegen, Gemeinschaft zu erleben.
Das Teilen und Wertschätzen individueller Fähigkeiten und Erfahrungen bestärkt. Selbst wenn es einmal nicht gelungen ist, etwas wieder „flott zu bekommen“, gehen die meisten – getragen von dem Gefühl, es probiert zu haben – mutiger und selbstbewusster nach Hause.
Die zahlreichen Angebote, die unsere Vorgänger*innen in über 20 Jahren aufgebaut, kompetent begleitet und weiterentwickelt haben (sei es das Walk & Talk speziell für Frauen, das Betriebsrät*innen-Frühstück, ökumenische Feiern, das AMS-Steh-Café oder auch die regelmäßigen, seelsorglichen Betriebsbesuche im Klinikum, in den Altenheimen oder im Handel/Gewerbe) sind nur ein kleiner Auszug dessen, was unseren Alltag in Betriebsseelsorge und KAB prägt.
In den letzten Monaten fand ein Generationswechsel im Team des Treffpunkts statt. Jetzt ist es einerseits an der Zeit, Gutes, Gewachsenes und Verwurzeltes weiter zu pflegen, andererseits auch Neues zu gestalten. In der sich neu organisierenden Katholischen Kirche in Oberösterreich werden wir uns weiterhin mit unseren vielfältigen Erfahrungen, basierend auf den täglichen Herausforderungen von Menschen in den verschiedensten Bereichen der Arbeitswelt, einbringen.
Markus Pichler, Leiter des Treffpunkt mensch & arbeit Wels