Sozial-Stammtisch: LR Hattmannsdorfer zur Sozialpolitik in Oberösterreich
Seit Oktober 2021 ist Dr. Hattmannsdorfer als Landesrat in Oberösterreich zuständig für Soziales, Integration und Jugend. Wie er beim Sozialstammtisch erwähnte, gäbe es in seiner Zuständigkeit keinen Bereich ohne aktuelle Herausforderungen, für die Lösungen gefunden werden müssten. Manches der geplanten Ziele, z.B. im Integrationsbereich, musste durch das Aufkommen des Ukraine-Krieges auf die Umsetzung warten, um die dadurch in Österreich ausgelöste akute Krise bewältigen zu können.
Diskussionsschwerpunkt Pflege und Betreuung
Eine der vielen Herausforderungen unserer Gesellschaft ist der Bereich Pflege und Betreuung. Viele Gesprächsbeiträge drehten sich um dieses Thema. LR Hattmannsdorfer ist hier im Besonderen für die Langzeitpflege alter Menschen und Menschen mit Beeinträchtigung sowie für die Altenfachbetreuungsschule des Landes OÖ verantwortlich.
Im Jahr 2022 wurde der Ergebnisbericht der Allianz zur Attraktivierung der Langzeitpflege in Oberösterreich, die Fachstrategie Pflege, veröffentlicht. Darin werden 50 Maßnahmen zur Umsetzung in den kommenden Jahren präsentiert. Das Pflegestipendium sowie ein Fachkräftestipendium in Kooperation mit dem AMS konnten schon verwirklicht werden. Für 2023 ist die Vereinheitlichung und Modernisierung des Curriculums der Schulen für Sozialbetreuungsberufe in Planung. Als erster Online-Lehrgang solle jener für die Heimhilfe-Ausbildung konzipiert werden. Eine neue Heimordnung sowie die Deregulierung der Dokumentationspflicht sollen eingeführt werden; mit Gemeinde- und Städtebund wird daran gearbeitet, wie digitale Medien vermehrt bei Demenz und im Sturzbereich eingesetzt werden können.
In Linz-Wegscheid wird ein inklusiver Stadtteil mit Wohnmöglichkeiten für ca. 200 Personen mit und ohne Beeinträchtigung errichtet und 2023 wird erstmalig ein Inklusionspreis in Oberösterreich ausgeschrieben. Weitere Fragen sind, wie eine Unterstützungsstruktur zwischen mobilen Diensten und dem Pflegesetting geschaffen werden kann und pflegende Angehörige weiter entlastet werden können. Eine Teilnehmerin brachte in diesem Zusammenhang die finanziellen Kürzungen im Bereich Gastwohnen für Menschen mit Beeinträchtigung zur Sprache.
Fehlende Fachkräfte
Alle sind sich einig, dass Arbeitskräfte fehlen. Doch besonders der Punkt „Heimhilfe Neu“ macht die Diskrepanz zwischen Blick von außen, spricht Theorie, und realem Arbeitsalltag sichtbar: Die Neuerung ermöglicht nicht-qualifizierten Personen in der Langzeitpflege zu arbeiten, wenn sie innerhalb von zwei Jahren eine Ausbildung absolvieren.
Laut Statistik gibt es derzeit eine Zunahme des Pflegepersonals. Von Entlastung ist jedoch in den Einrichtungen nichts zu spüren. Durch die Ermöglichung von Stützkräften gäbe es zwar Personen vor Ort, jedoch könne mit diesen keine Dienstpläne erstellt werden, da sie nicht über die notwendigen Kompetenzen verfügen. Die Mitarbeiter:innen mit Ausbildung hätten so noch mehr Arbeit, da sie vieles erklären oder erst recht übernehmen müssten.
Es wäre mittlerweile unmöglich, das Erlernte im Arbeitsalltag umzusetzen und es könne nur mehr „warm – satt – sauber“ gewährleistet werden, klagen Betriebsrät:innen. Vollzeit in der Pflege müsse neu definiert und mit weniger Stunden bemessen werden, forderte ein Stammtisch-Teilnehmer.
Für den Soziallandesrat braucht es eine Öffnung des Berufsfelds Pflege, damit neue Arbeitskräfte motiviert werden können, hier tätig zu sein.
„Wer trägt die Verantwortung für den Pflegenotstand?“, brachte eine Teilnehmerin in die Diskussion ein. Diese Frage lässt sich nicht wirklich beantworten, aber es wurde deutlich, wie wichtig es ist, den größeren gesellschaftlichen Kontext bei der Frage um den Pflegenotstand mit einzubeziehen. Der Blick allein darauf wird keine Lösung hervorbringen.
Für eine Verbesserungen der Situation im Pflege- und Betreuungsbereich und für ein menschenwürdiges Altern in Zukunft ist auf vielen Ebenen anzusetzen!
Elisabeth Zeindlinger
Bericht_Fachkräftestrategie Pflege_Land Oberösterreich
Wohnhaus Linz Wegscheid: Lebenshilfe Oberösterreich