Sozialstammtisch – Was braucht es für eine gerechte und zukunftsweisende Arbeitswelt?
Gerechtigkeit benennt er als wesentlichen und ersten Schwerpunkt seines Programms. Er versteht sich als Vertreter aller Arbeitnehmer*innen und will die Forderung nach Gerechtigkeit in den Verhandlungen mit den Sozialpartner*innen und dem Land OÖ hartnäckig einbringen.
Die Durchsetzung von Rechten erfordert auch manchmal einen Druck von unten. Dazu sieht Andreas Stangl den Streik als DAS demokratische Mittel der Arbeitnehmer*innen. Aktuell kann es sein, dass es dieses Mittel in der Auseinandersetzung um bessere Arbeitsbedingungen in den Kindergärten braucht. Das Land OÖ zeigt hier leider sehr wenig an Gesprächsbereitschaft.
Dem Grundsatz „Recht auf Vollzeit“, kann nur durch einen dringenden Ausbau der Kinderbetreuung und der Ausweitung der Öffnungszeiten entsprochen werden. „Wie soll sich für eine Familie ein gemeinsamer Urlaub ausgehen, wenn der Kindergarten schon mal acht Wochen im Jahr geschlossen hat?“
Im Bereich der Pflege und Betreuung sieht der neue Präsident vor allem Handlungsbedarf in der Ausbildung. „Viele Menschen würden gern in diesem Bereich arbeiten, doch braucht es dazu bereits ein fixes Dienstverhältnis schon während der Ausbildung.“
Gerade die Zeit der Pandemie hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig der Beitrag von Arbeiterkammer und Gewerkschaften zur Bewältigung von Krisen ist. Durch die Kurzarbeit wurden viele Arbeitsverhältnisse gesichert, wobei die Vertretung der Arbeitnehmer*innen wesentlich auf die Einhaltung der Bedingungen geachtet hat.
In Bezug auf das Thema Arbeitslosigkeit spricht sich Stangl eindeutig für eine Erhöhung der Nettoersatzrate von 55 % aus. Im Umgang mit arbeitslosen Menschen zeigt sich das AMS leider als besonders streng. In keinem anderen Bundesland wird so oft wegen kleiner Verstöße der Bezug des Arbeitslosengeldes gestrichen.
Im Gegenzug braucht es mehr Initiativen, damit junge Menschen einen passenden Ausbildungs- und Arbeitsplatz finden. Zurzeit sind in Oberösterreich 460 Jugendliche auf Suche nach einer Lehrstelle und insgesamt ca. 3000 junge Menschen bis 25 ohne Arbeitsplatz.
Angesprochen auf das Thema Grundeinkommen betont Andreas Stangl, dass er die Aufgabe der Arbeiterkammer darin sieht, die aktuellen Arbeitsbedingungen aktiv mitzugestalten. So ist es z.B. gelungen, durch gutes Agieren im Zuge der Kollektivvertragsverhandlungen, dass die Ausweitung der Arbeitszeit (12 Stunden-Tag) weitestgehend verhindert werden konnte.
Der Einsatz für das Klima ist ihm auch besonders wichtig und steht ganz oben auf seiner Agenda. Er setzt vor allem auf die hervorragende Technologie, die es in unserem Industrieland gibt. Alle Kräfte müssen genutzt werden, um wirksame Klimapolitik zu machen.
Als klare Niederlage in der Durchsetzung der Rechte von Arbeitnehmer*innen benennt er die Enteignung im Zuge der Umstrukturierung der Krankenkassen. „Wie kann es sein, dass Arbeitgeber*innen nun über Gesundheitsleistungen der Arbeitnehmer*innen entscheiden?"
Wichtig ist dem neuen Arbeiterkammerpräsidenten zu betonen, dass es im internationalen Bereich bei uns noch eine gute arbeitsrechtliche Situation gibt. Diese gilt es zu verteidigen und in manchen Bereichen auch auszubauen. Er wird in seiner Funktion klar dafür einstehen.
Bericht: Heinz Mittermayr | Fotos: KAB OÖ