Digitale Revolution, Macht und Theologie – oder: Das Leben ist nicht digitalisierbar
Ist die Maschine, der Computer, intelligenter – oder gar besser – als der Mensch? Ersetzt künstliche Intelligenz das Denken des Menschen? Übernehmen Algorithmen die Macht über Produktionsprozesse, Informationsaustausch, Datenverwendung … und damit über das gesamte Leben und die Gesellschaft? – Diese Fragen beschäftigten die TeilnehmerInnen an den diesjährigen Exerzitien in Nußdorf.
Die Digitialisierung ist getrieben durch Profit, und fünf führende Konzerne haben praktisch das gesamte Potential weltweit in ihren Händen. Damit haben sie eine ungeheure Macht über uns und unsere Zukunft. Neben der gesellschaftlichen Bedeutung haben diese Fragen auch theologische und religiöse Relevanz: Soll der Mensch als Ebenbild Gottes ersetzt werden durch Maschinen, anstatt dass wir als Menschen uns die neuen Maschinen untertan und zu Nutze machen? Dort wo sie nützlich sind, zur Arbeitserleichterung und Zeitersparnis, um Zeit zu haben für die wesentlichen Bereiche des Lebens? ... Der Mensch als ‚findiger Tastendrücker‘ ist eine Reduktion des Menschen, meinte schon Karl Rahner von 40 Jahren …
Wie für die Arbeit gilt: Auch künstliche Intelligenz muss dem Menschen dienen. Es braucht ethische Rahmenbedingungen für die digitale Entwicklung, hier muss Theologie, Kirche sich einmischen in die Debatte, wenn sie gesellschaftlich relevant sein will. Die Programmierung der Maschinen muss immer transparent und offengelegt werden und der gesellschaftlichen Kontrolle unterliegen.
Wir sollten nicht vergessen, was die biblische, prophetische Kritik des Götzendienstes uns einschärft: Betet nicht das Machwerk eurer Hände an! Die Gottesfrage kann nicht durch Algorithmen gelöst werden. Reflexionsfähig zu sein, sich selbst hinterfragen zu können, nach Sinn zu suchen ist ein Merkmal des erkennenden Menschen als Ebenbild Gottes.
In diesem Sinne gilt, was der Referent Kuno Füssel formulierte: Selig, die selber denken! Lasst uns selber denken, damit wir nicht als gedankenlose Sklaven „intelligenter Maschinen“ enden.
Anna Wall-Strasser
Die TeilnehmerInnen versammelten sich dieses Jahr – Corona bedingt mit Abstand – im großen Zelt im Garten.