Zwecklos aber sinnvoll!
Zweck hat mit Absicht und Planung etwas zu tun. Zweck ist mit einem „Ergebnis“ und auch mit Erfolg verknüpft. Wenn etwas zwecklos ist, dann ist das Unternehmen ergebnislos.
Oft hört man als gute gemeinten Ratschlag: „ Es ist zwecklos! Gib es auf. Es ist sinnlos!“
Die Verknüpfung der beiden Wörter zwecklos und sinnlos ist aber verhängnisvoll.
Was zwecklos ist, muss noch lange nicht sinnlos sein. Ja sogar im Gegenteil. Wo der Zweck aufhört fängt der Sinn oft erst an. „Zweck“ ist mit menschlichem, zielstrebigem Handeln untrennbar verbunden. „Sinn“ ist eine völlig andere Kategorie. Sinn ist nicht mit Erfolg verwandt. Sinn ist eine Kategorie des Herzens – und der Religion.
Es lebe der Zweck!
Wir leben in einer Zeit, in der der Zweck heilig gesprochen wurde. Was nichts bringt, ist nichts wert. Zweckfreies Handeln, - das ist das Laufrad der Hamster im Käfig der Ineffizienz!
So erleben wir denn ein fröhliches Verzwecken des Lebens. Dass die Wirtschaft ohne Leistung und Erfolg nicht leben kann, wussten schon unsere Großmütter. Ob wir aber in der Freizeit mit Stirnband und Pulsmesser durch die Parks laufen müssen, ist fraglich.
Die Ideologen der Ökonomie haben es geschafft, die Freizeit zum Abbild der Leistungsgesellschaft verkommen zu lassen.
Leistung war einmal eine „bürgerliche Tugend“ gegen die Sünde der Faulheit. Leistung und „sich etwas leisten können“ ist jedoch zum Zwangskorsett geworden, das einen Lebensbereich nach dem anderen erfasst. Es macht nicht einmal vor dem Intimbereich Halt.
Es lebe der Sinn!
Gegen diesen Megatrend „Zweck & Leistung“ gibt es einige Schutzwälle. Der wichtigste davon ist die Rückbindung an den, der nach getaner Arbeit einfach ruhte und „sah, dass alles gut war, was er gemacht hatte“, - nämlich Gott.
Religion ist grundsätzlich ein Raum der Zweckfreiheit. Dort wo sie verzweckt wird, ist sie entartet. Wer nur betet, damit er etwas erreicht, benimmt sich vor Gott wie ein schlechter Händler.
Ein wichtiger Pfeiler im Schutz gegen die Zweckepidemie ist der Sonntag.
Hinter der Theologie des Sonntags/Sabbats steht die Überzeugung, dass es ohne Ruhe keine Sinnerfahrung gibt. Nicht nur die Menschen sollten Ruhe haben, auch die Tiere und Pflanzen. Ruhen und in Ruhe lassen war das Gebot des Sabbats und ist auch der Sinn des arbeitsfreien Sonntags.
Macher gegen Schauer
Wir Menschen sind ja nicht nur „Macher“ sondern auch „Schauer“! Wer sich zum Hinschauen und zum Hineinschauen nicht mehr Zeit nimmt, geht an wesentlichen Seiten des Lebens vorbei. Schließlich ist auch mit der Liebe Schluss, wenn man seine Liebste/seinen Liebsten nicht mehr an-schaut.
In den Augen jener, für die Zeit Geld ist, ist der arbeitsfreie Sonntag eine unerträgliche Geldverschwendung.
Gott gebe, dass die „Macher“ irgendwann zu schauen anfangen und entdecken, dass Zweckfreiheit überaus sinnvoll ist.
Mag. Hans Gruber
Geistl. Assistent der KAB-Österreich
und Nationalverantwortlicher
für Sozial und Arbeiterpastoral