Wir müssen aufpassen!
„Recht und Respekt in Zeiten der Krise“ lautete der Titel des 87. Sozialstammtisches. Martin Schenk referierte zur „Armutsbekämpfung im Lichte von Almosenpolitik und Praktiken der Beschämung“.
„Wir sind keine Bittsteller, wir wollen Respekt“ – ist ein verständlicher Wunsch, den Menschen, die von Armut betroffen sind, äußern. Aber die Wirklichkeit spricht eine andere Sprache: Nur 40 Prozent derer, die ein Recht auf Sozialhilfe hätten, nehmen diese in Anspruch.
Warum so wenige? Schenk kennt mehrere Gründe: Zum einen sinkt die Unterstützung und das Lobbying mit dem sozialen Status: Wer keine Lobby hat, der kann sein Recht weniger durchsetzen. Zum anderen ist Beschämung auch eine soziale Waffe. Beschämung sorgt dafür, dass die Betroffenen klein bleiben. Für den beschämenden Mangel wird die Verantwortlichkeit auf die Beschämten selbst übertragen. „Wir müssen aufpassen,\" so Martin Schenk, \"dass die Krise, die klare strukturelle Gründe hat, nicht individualisiert und psychologisiert wird!“
Schenk wird in der Diskussion gefragt, wie eine Pfarrgemeinde aktiv werden kann, um gegen die Armut und für die Betroffenen etwas zu tun. Er habe kein Rezept, sagte er, aber – und dabei wiederholte er, was er im Vortrag schon ausgeführt hat – Pfarren könnten für die „Lebens-Mittel“ einiges tun, die alle Menschen, aber besonders auch die sozial Schwächeren stärken: Freundschaften statt Einsamkeit und Isolation, Selbstwirksamkeit statt Ohnmacht und Anerkennung statt Beschämung. „Leute, die es schwer haben, sind besonders oft einsam, ohnmächtig und beschämt!\"
In der Diskussion wird auch noch an den europaweiten Aktionstag am 28. März 2009 für eine sozial verantwortliche Politik in der Krise erinnert.