Goldenes Verdienstzeichen für Hans Gruber und Hans Wührer
Unter den Geehrten befanden sich auch Mag. Johann Gruber und Konistorialrat Johann Wührer, die beide das \"Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich\" erhielten.
Wir freuen uns mit ihnen und gratulieren sehr herzlich!
Mag. Johann Gruber
Geb. 4. Mai 1938 in Gaspoltshofen, Lehre zum Huf- und Wagenschmied, Matura an der Arbeitermittelschule Linz, anschließend Priesterseminar, 1966 zum Priester geweiht. Nach einem Kaplansposten in Naarn, wo er als ‚Wasserkaplan’ die Arbeiter beim Kraftwerksbau betreute, war er in Folge Betriebsseelsorger beim Kraftwerksbau in Mitterkirchen und Ottensheim. Während seiner Kaplanstätigkeit in der Stadtpfarre Linz begann er seine Tätigkeit als Gefangenenhausseelsorger in Linz, die er 40 Jahre lang ausübte.
Seit 1973 war Hans Gruber hauptberuflich Betriebsseelsorger. Er gründete und leitete von 1973 bis 1997 das Betriebsseelsorgezentrum Linz-Mitte, und war damit zuständig für die Handelsbetriebe in Linz sowie für die Post und die Bundesbahn. HansGruber nahm auch in der Diözese im Pastoralrat die Anliegen der ArbeitnehmerInnen wahr, zudem war er lange Zeit als Priester im Bildungshaus Betriebsseminar tätig, dessen Obmann er bis heute ist. Derzeit ist er Geistlicher Assistent der Katholischen ArbeitnehmerInnen-Bewegung Österreichs und engagiert in der City-Pastoral, er ist Mitinitiator des Kirchen Infocenters urbi@orbi und dort auch als Seelsorger tätig.
Ein Herzensanliegen von Hans Gruber war der Brückenschlag zwischen Kirche und Gewerkschaft bzw. Kirche und Sozialdemokratie in Oberösterreich. Er knüpfte ein tragendes Netz an Beziehungen zwischen Menschen aus diesen Bereichen und initiierte jede Menge Veranstaltungen und Diskurse. Als Seelsorger und als Christ fühlte er sich immer den Benachteiligten verpflichtet und sah dabei nicht nur die Einzelnen, sondern vor allem auch die dahinter liegenden Strukturen und Systeme als Auftrag zum Engagement. In mehrmaligen Arbeitseinsätzen bei der Post und der Bahn begab er sich direkt an die Orte, wo Menschen tagtäglich ihre Arbeits- und Lebenszeit verbringen. Die Sprache der ArbeiterInnen hat er immer verstanden, und er findet auch selbst klare und deutliche Worte wenn es darum geht, menschenfeindliche Zustände in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft zu benennen und Gerechtigkeit einzufordern. Sein Engagement endet nicht an Österreichs Grenzen – Hans Gruber ist in europäischen Kontaktnetzen engagiert und gründete vor 20 Jahren das Freundschaftskomitee Austria-Argentinien, das handfeste Solidarität übt.
Hans Gruber ist außerdem Mitbegründer und Sprecher der österreichweiten „Allianz für den freien Sonntag“, die am 28. Nov. 1997 unterzeichnet wurde.
Auch innerhalb der Kirche war und ist Hans Gruber Kritiker und Mahner für eine menschliche und zeitgemäße Kirche in der Nachfolge Jesu Christi.
Konsistorialrat Johann Wührer
Geb. am 28. Jänner 1943 in Losenstein, Matura am Petrinum Linz, Priesterweihe 1966.
Nach Kaplansposten in Schwertberg und Steyr-Ennsleiten war er Seelsorger in Franking und Haigermoos. Von 1983 bis 2000 war Hans Wührer Betriebsseelsorger für die Voest Alpine („Voestpfarrer“), anschließend Pfarrer in Reichenau im Mühlkreis. Er war in der Ehe- und Familienberatung tätig, von 2002 bis 2008 Geistlicher Assistent der Katholischen ArbeitnehmerInnen Bewegung Oberösterreich und ist seit 2005 auch in der Notfallseelsorge tätig.
Hans Wührer arbeitete in vielen gesellschaftspolitischen Initiativen mit: u. a. in der Friedensbewegung, in der Aktionsgemeinschaft kritisches Christentum, im Komitee gegen Sozialabbau und beim Sozialstaatsvolksbegehren. Das politische Engagement ist für Hans Wührer eine Konsequenz seines christlichen Glaubens.
Das Wirken von Hans Wührer war immer geprägt von einer klaren Option – nämlich möglichst an der Seite derer zu stehen, deren Leben von einem eindeutigen ‚Minus’ geprägt ist: Menschen mit weniger Lohn, mit weniger Ansehen, mit weniger Chancen, mit weniger Mitbestimmung.
Diese Haltung blieb er an allen seinen Arbeitsplätzen treu, und er hat diesbezüglich auch Konflikte nicht gescheut. In besonderer Weise kam das in seiner Rolle als Betriebsseelsorger in der VOEST zur Geltung. Hans Wührer hatte diese Funktion gerade übernommen, als die ‚Verstaatlichten-Krise’ ihrem Höhepunkt zustrebte. In vielen Initiativen, Aktionen, Diskussionen, Predigten, … trat er für die Anliegen der betroffenen VoestlerInnen ein, deren Situation er aus vielen persönlichen Kontakten und Gesprächen gut kannte.
Er hatte keine Scheu, heftig zu streiten und war dabei doch ein großer Brückenbauer zwischen Belegschaft, Gewerkschaft und Management. Von vielen Menschen in und außerhalb der VOEST ist er bis heute als geistlicher und spiritueller Berater und Begleiter geschätzt und angefragt.