Der lange Weg zu gleichen Bildungschancen für Mädchen und Frauen
Mit Kopfschütteln, mit Ärger, mit Erstaunen hörten wir zu. Und letzlich mit der Frage, was denn heute alles noch geändert werden muss.
Ein paar Erinnerungssplitter vom Rundgang am 17. Oktober 2008:
Es gab gebildete Frauen – immer schon.
Allerdings aus wohlhabenden Familien, mit Eltern, die eben für die Ausbildung der Mädchen bezahlen konnten.
Nachdem Maria Theresia die allgemeine Schulpflicht einführte (nicht vor lauter hehrer Pädagogik, sondern v.a. weil Menschen, die ein bisschen lesen, schreiben und rechnen können, dem Reich nutzen würden) und Josef II. erheben ließ, dass diese nur von ca. 1/3 der Kinder befolgt wurde, traf er folgenden Entschluss: Ab sofort müssen Buben eben kein Schulgeld zahlen … und Mädchen „nur“ die Hälfte.
Die Lehrpläne für Mädchen zielten darauf ab, Frauen zur Führung des Haushalts heranzubilden, konkret: weniger Mathematik, mehr Haushaltsunterricht … Die Folge: der den „weiblichen Eigenheiten“ entsprechende und daher stark betonte Handarbeitsunterricht brachte den Mädchen ein wöchentliches Plus von 2 bis 3 Stunden ein (obwohl ihr Zeichen- und Geometrieunterricht gegenüber dem der Buben auf die Hälfte reduziert worden war).
Der Beruf der Lehrerin, Erzieherin und Gouvernante war für junge Frauen bis dahin die einzige gesellschaftlich anerkannte Möglichkeit des Broterwerbs. Da Frauen jedoch in den sogenannten Präparandiekursen (Vorgängerinstitution der Lehrerbildungsanstalten) keine Aufnahme fanden, erfolgte die Ausbildung meist im Rahmen der von den Ursulinen abgehaltenen Vorbereitungslehrgänge. Die Lehrbefähigungsprüfung selbst musste schließlich an der für die Präparandiekurse zuständigen Normalhauptschule abgelegt werden. Obwohl das Wirken von Lehrerinnen als ein „recht segensreiches“ bezeichnet wurde, hielt sich die Begeisterung der männlichen Kollegen in Grenzen. Mit dem Lehrerinnen-Zölibat und dem Ausschluss aus den verschiedenen Berufsorganisationen versuchte „Mann“ die wachsende Konkurrenz in Zaum zu halten.
Die Ursulinen ließen sich 1679 in Linz nieder mit dem Versprechen, eine Schule für Mädchen einzurichten. Der Unterricht begann bereits im darauffolgenden Jahr im Klostergebäude, wo die Ursulinen eine öffentliche Schule und ein Pensionat einrichteten. (Allerdings war hier stets Schulgeld zu zahlen, im Gegensatz zu den öffentlichen Schulen, die ersten Schülerinnen stammten hauptsächlich aus Adelskreisen, Offiziers- und Beamtenfamilien).
Ab 1864 wurden pädagogische Ausbildungskurse abgehalten (bis zur Errichtung der k.k. Lehrerinnenbildungsanstalt).
Das Akademische Gymnasium auf der Spittelwiese war lange reine „Männersache“. Als erste Frau trat 1907 Stephanie Gejseck von Sotladol zur Externistenprüfung an. Nach dem ersten Weltkrieg war der Vormarsch der Mädchen nicht mehr aufzuhalten.
Das Haus Ecke Prunnerstraße 18/Museumsstraße 13 beherbergte viele Jahre das erste Mädchen-Lyzeum. Seine Errichtung verdankte die Schule Mathias Pochwe, selbst Vater von vier Töchtern. Das Mädchen-Lyzeum hatte die Aufgabe, der weiblichen Jugend eine höhere allgemeine Bildung in ähnlicher Weise zu vermitteln, wie sie die Mittelschulen für die männliche Jugend bezweckten, allerdings mit eindeutigem Fokus: „Eine besondere Aufmerksamkeit soll aber auch in den Naturwissenschaften im Allgemeinen und namentlich in ihrer Beziehung zur Gesundheitslehre wegen ihrer unleugbaren Wichtigkeit für den Beruf der Frau im Haus und in der Familie gewidmet sein… Aufgaben mit unwahrscheinlich großen Zahlen oder unwahrscheinlichen Bruchteilen wären zu vermeiden.“ Mit dieser Beschreibung bewarb der Verwaltungsausschuss des Mädchen-Lyzeums die neue Anstalt.