Exerzitien zum Thema Widerstand
\"Trotz alledem: Widerstand durchstehen und gestalten\" lautete das Motto dieser Tage.
Große Vorbilder
Wie das gehen kann, verdeutlichten biblische Beispiele, etwa die drei jungen Männer im Feuerofen (Dan 3) oder der Prophet Elija (1 Kön).
Ausführlich beschäftigte sich die Gruppe auch mit der Person von Franz Jägerstätter. Seine Gewissensüberzeugung, die ihn den Dienst mit der Waffe verweigern ließ, fußte auf zwei Gründen: Er saß das Regime als unrechtmäßig an und verurteilte den weltanschaulichen und quasi religiösen Anspruch der Partei. Gleichzeitig war er überzeugt, dass Deutschland einen ungerechten Krieg führte.
Seine Frau Franziska Jägerstätter respektierte seine Entscheidung und trug sie mit. Doch hatte sie dadurch - zusätzlich zum Verlust ihres Gatten - lange Jahre unter der Ablehnung und Ausgrenzung durch ihre Umgebung zu leiden. Zum besonderen Erlebnis für die TeilnehmerInnen an diesen Exerzitien wurde die Begegnung mit Franziska Jägerstätter und einer ihrer Töchter im Jägerstätterhaus in St. Radegund. Beeindruckend erscheint vor allem die (Glaubens)Stärke dieser Frau, die offensichtlich versöhnt auf ihr Leben zurückblicken kann.
Widerstand auch im Alltäglichen
Doch es gibt nicht nur den \"großen\" Widerstand, der bei uns Menschen das Gefühl von Überforderung erzeugen kann. Unter dem Motto: \"Die Lawine kann ich nicht aufhalten, aber den Schneeball kann ich zertreten\" brachten die TeilnehmerInnen immer wieder eigene Zugänge und Erfahrungen mit Widerstand ein.
Ein Blick in Dorothee Sölles \"Mystik und Widerstand\" öffnete die Sicht auf das mystische Potential eines jeden Menschen und die daraus erwachsende Kraft, lebensfeindlichen Strukturen zu widerstehen.
Blick auf Jesus
Mit der Frage \"Wo/wann/wie leistete Jesus Widerstand?\" entwickelte Kuno Füssel entlang des Markus-Evangeliums eine Systematisierung von Widerstand.
Jesus war auf verschiedensten Ebenen zu Widerstand fähig:
- Dort, wo Menschen daran gehindert werden, heil zu sein (\"steh auf und geh\" = was darniederliegt, soll auf(er)stehen)
- Wenn religiöse Vorschriften ihrem Sinn zuwider ausgelegt werden, wenn Gesetze menschenunwürdig angewandt werden (z.B. Reinheitsgebote, Sabbat)
- Wo Institutionen sich in Unterdrückungs- und Ausgrenzungsapparate verwandeln (z.B. Sanhedrin, der Hohe Rat, die Tempelreinigung)
Strategien des jesuanischen Widerstands:
1) Konfrontation des IST-Zustands mit dem SOLL
2) Gesprächstechnik: Gegner in Widersprüche verwickeln
3) Aufdecken des geheimen Curriculums, der verschwiegenen Parameter
4) Klärung der Kommunikations- und der Beziehungsebene
5) Beanspruchen der Definitionshoheit
6) Eigene Vorgehensweise und Handlungsabsichten transparent machen
7) Stellen der Wahrheitsfrage
Was bleibt, ist die Herausforderung für jede und jeden, diese Strategien im eigenen Lebens- und Arbeitsfeld bestmöglich für eine gerechtere, menschlichere Welt umzusetzen.