Prekäre Arbeit ist keine Lösung für Arbeitslosigkeit
FAIR statt PREKÄR
Die beteiligten kirchlichen Organisationen – Bischöfliche Arbeitslosenstiftung, KAB & Betriebsseelsorge und Kath. Jugend/Forum Arbeit KAJ – stellen fest, dass trotz guter Wirtschaftslage noch immer relativ viele Menschen auf der Suche nach einem passenden Arbeitplatz sind. Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass atypische/prekäre Arbeit und Arbeitslosigkeit einander in immer rascherer Folge abwechseln.
Dazu meint Reinhold Grausam, Vorsitzender der KAB OÖ: „Es ist zu wenig, irgendeine Arbeit zu haben. Wenn es nur mehr darum geht, mit einem oder mehreren Jobs gleichzeitig leben zu können, dann bleibt nichts mehr übrig für ein sinnvolles und gutes Leben. Prekäre Arbeit bedeutet Dauerstress und macht die Menschen kaputt. Das kann uns als Christen nicht egal sein.\"
Besondere Schwierigkeiten für Jugendliche und Ältere
Christian Winkler von der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung nennt die aktuellen Arbeitslosenzahlen: „Im Jahresdurchschnitt sind in OÖ etwa 36.000 Menschen arbeitslos, in Österreich sind es 327.000 und hinter jeder Zahl steht ein konkreter Mensch, ein konkretes Schicksal. Für viele ist die Zeit der Arbeitslosigkeit eine schwierige Phase.\"
Besonders schwer haben es junge Menschen am Beginn ihres Berufslebens und ältere ArbeitnehmerInnen. Hier, am Anfang und am Ende der Berufstätigkeit, sind besonders sensible Phasen. Das Gefühl „nicht gebraucht zu werden“ oder „zum alten Eisen“ zu gehören beeinträchtig das Selbstwertgefühl massiv. Trotz guter Ausbildung, Qualifikation und Weiterbildung finden gerade ältere Menschen keinen Platz mehr am Arbeitsmarkt. Ihr Wissen ist nicht mehr gefragt.
Verweildauer an den Arbeitsplätzen geht drastisch zurück
Wer in prekären Arbeitsverhältnissen steckt, wird schneller arbeitslos und Arbeit suchende Menschen sind eher bereit, auch prekäre Jobs anzunehmen. Es darf jedoch nicht sein, dass sich etwa durch eine weitere Verschärfung der so genannten Zumutbarkeitsbestimmungen arbeitslose Menschen zur Annahme von prekärer Arbeit gezwungen fühlen. Denn bei häufigem Wechsel zwischen Arbeitlosigkeit und (schlechtem) Job dreht sich die Spirale im Normalfall nach unten, nicht nach oben.
Wenn beispielsweise Teilzeit einen Zuwachs von 67 % zwischen 2000 und 2006 aufweist, sind davon in erster Linie Frauen betroffen, die mit dieser Teilzeit-Arbeit auch ihr Auskommen finden müssen.
Arbeit unter prekären Bedingungen - betreffend Arbeitszeit, Bezahlung oder sozialrechtlicher Absicherung – ist nicht die Lösung für das Problem Arbeitslosigkeit.
Hohe Zuwächse bei atypischen/prekären Beschäftigungsformen
Q: HV-SV, GSV, BMWA, Statistik Austria; Voll- und Teilzeit: Labour-Force-Konzept, Zeitreihenbruch 2004; Neue Selbständige inkl. der „alten“ Freiberufler/-innen
Umzug mit „Santa Precaria“ für eine faire Arbeitswelt
Als Zeichen dafür, dass die Entwicklungen in der Arbeitswelt nicht unhinterfragt hingenommen werden dürfen, wurde „Santa Precaria“ kreiert, eine fiktive Schutzheilige für Menschen, die von prekärer Arbeit betroffen sind. „Santa Precaria“ ist eine Symbolfigur für die vielen oft unbekannten Frauen und Männer, die sich in ihrem Lebensumfeld für eine faire Arbeitswelt einsetzen. Mit dem Umzug durch die Landstraße sollen Fehlentwicklungen und die daraus resultierende Not aufgezeigt werden. Es geht um Widerrede gegen vermeintlich unvermeidbare Entwicklungen und um gegenseitige Bestärkung, dass Solidarität statt Vereinzelung und Verantwortung statt Macht des Stärkeren für unsere Zukunft not-wendig sind.
Kennzeichen von „Prekärer Arbeit“:
• Zeit (Flexibilisierung auf Kosten der Freizeit, unkalkulierbare Dauer des Arbeitsverhältnisses)
• Geld (niedriges oder nicht kontinuierliches Einkommen)
• ungenügender sozialer Schutz (unfall-, kranken-, arbeitlosen- und pensionsversichert?)
• (mangelnde) Mitbestimmung
An der Kundgebung beteiligte Organisationen:
• Bischöfliche Arbeitslosenstiftung der Diözese Linz / www.dioezese-linz.at/alst
• Kath. ArbeiternehmerInnen Bewegung – KAB / www.mensch-arbeit.at
• Kath. Jugend – Forum Arbeit KAJ / www.stellenwert.at
• Alternative und Grüne GewerkschafterInnen – AUGE / www.auge-ooe.at
• Verein Arbeitslose helfen Arbeitslosen – AhA / www.aha.liwest.at
• Volkshilfe OÖ