Kündigungen und Arbeitsplatzsorgen -
Was derzeit im Traditionsbetrieb QUELLE in Linz abläuft ist ein markantes Beispiel für das, was Menschen in der Arbeitswelt aktuell erleben: obwohl produktiv und erfolgreich gearbeitet wurde und das Betriebsklima aus außerordentlich gut gilt wird der Betrieb geschlossen. Viele MitarbeiterInnen erhalten in diesen Tagen ihre Kündigung, und sie verlieren mehr als ‚nur’ einen Arbeitsplatz… Der Betriebsrat, die Gewerkschaft, Arbeiterkammer und das AMS bemühen sich vorbildlich um eine möglichst gute soziale Absicherung, und trotzdem bleibt den Betroffenen neben dem Abschiednehmen von meist langjährigen KollegInnen auch die ganze Unsicherheit, wie es – in Zeiten wie diesen – beruflich mit ihnen weitergehen wird. Besonders ältere ArbeitnehmerInnen und Frauen mit Betreuungspflichten trifft es hart.
Solidarität und Unterstützung für die MitarbeiterInnen der Quelle
„Wir wollen den Betroffenen unsere Solidarität ausdrücken“, so der Betriebsseelsorger Hubert Gratzer. „Wir möchten sie unterstützen, aufrecht und mit erhobenem Kopf aus dem Betrieb zu gehen. Es ist nicht ihre Schuld, sondern die Eigentümer und Konzernmanager haben verantwortungslos gewirtschaftet.“ Für alle persönlichen Fragen und Sorgen will die Betriebsseelsorge da sein.
Telefonisch und per Mail kann vertraulich und unverbindlich Kontakt aufgenommen werden:
0676/8776-3651 hubert.gratzer@dioezese-linz.at
0676/8776-3646 anna.wall-strasser@dioezese-linz.at
Insgesamt bekommen die ArbeitnehmerInnen in ganz Oberösterreich die Schieflage der Wirtschaft immer mehr zu spüren. „Wir wissen von Betrieben, in denen die Beschäftigten jeden Freitag zittern, ob sie nicht bei denen sind, die gekündigt werden“, weiß Anna Wall-Strasser, Leiterin der Betriebsseelsorge Oberösterreich. „Die Arbeitslosigkeit steigt nach wie vor, und der Druck und die Unsicherheit sind für alle eine große psychische Belastung. Wir möchten deutlich machen, dass niemand das alleine und mit sich selber austragen muss. Es gibt in vielen Regionen BetriebsseelsorgerInnen, die Zeit und Raum zur Verfügung stellen zum Reden, Schimpfen, Trauern, ... Unsere Leute kennen die Arbeitswelt von innen, sie können zuhören und mitdenken.“
In allen Treffpunkten mensch & arbeit gibt es Runden, die bei der Bewältigung von Alltagssorgen helfen, aber auch Arbeits- und Aktionsgruppen für Initiativen und gesellschaftliche Zukunftsprojekte.
Kritik an verantwortungslosem Umgang mit Eigentum
Immer deutlicher zeigt sich, dass es eine fundamentale Änderung der Wirtschaftsweise braucht. Nicht nur das ökologische Klima ist am Kippen, auch das soziale Miteinander ist höchst gefährdet. Wenn Eigentum nur mehr die Rechtfertigung für eigene gewissenlose Bereicherung ist und die soziale Verpflichtung dann ‚der Allgemeinheit’ zugeschoben wird, ist unsere sozialstaatliche Gesellschaft am Ende.
Die Marktgläubigkeit der vergangenen Jahrzehnte hat in eine große Krise geführt. „Das Zusammenleben geht nur solidarisch und gerecht – und das bedeutet vor allem eine grundlegende Umverteilung von Chancen und Gütern, und von oben nach unten. Das biblische Weihnachtsereignis zeigt sehr deutlich, wo Gott zu finden ist: im Stall und bei den Hirten, also bei den einfachen Menschen und nicht in den Palästen. Das bestärkt uns in unseren Forderungen und unserem Engagement,“ so Anna Wall-Strasser.