Arbeitsplatz Postverteilzentrum Linz
Wenn ich am Postschalter einen Brief oder ein Paket aufgebe, machte ich mir bisher keine besonderen Gedanken darüber, wie viele Hände und (immer mehr) Maschinen erforderlich sind, damit der/die von mir ausgewählte Empfänger/in mein Poststück auch tatsächlich bekommt. 95 Prozent der Briefe müssen lt. einer postinternen Vorgabe bereits am nächsten Tag zugestellt werden. Es sind viele Menschen, die dies ermöglichen und rund um die Uhr für uns arbeiten, damit wir unsere Post pünktlich erhalten.
Die Einladung der KAB des Gebietes Linz, am Abend des 17. März 2011 einen Blick ins Innere des Postverteilzentrums Linz zu werfen, nahmen 23 Personen wahr. Geführt und umfassend informiert wurden wir von Frau Viktoria Wetzlmayer, eine sehr kompetente und engagierte Mitarbeiterin im PAM (Postarbeitsmarkt).
Der Post-Standort besteht seit 1858 am „Bahnhof zu Linz“. Nach den Kriegsjahren wurde 1952 das Linzer Bahnhofpostamt fertig gestellt. Das derzeitige neue Postzentrum Linz wurde 1994 eröffnet. Im Bereich Brieflogistik und Paketumleitung arbeiten derzeit ca. 500 Kolleginnen und Kollegen, davon viele Leasing- und Teilzeitkräfte. Vor 10 Jahren waren in diesen Bereichen noch ca. 1000 Menschen beschäftigt. Täglich werden ca. 1,8 Mill. Briefe und ca. 70.000 Pakete sortiert, umgeleitet und zugestellt. Bei Nacht geschieht das Vorsortieren der Post ausschließlich durch Frauen. Auch der anstrengende Job beim Recherchieren unleserlicher Anschriften ist reine Frauenarbeit mit jeweils 50 Minuten am Computer, dann 10 Minuten Pause, und es geht konzentriert weiter.
Die aktuellen Herausforderungen des börsenotierten Unternehmens mit 51 Prozent Staatsanteil und entsprechenden Erträgen für die Aktionäre sind vor allem für die MitarbeiterInnen aufgrund der ständigen Veränderungen enorm.
- Vor einigen Jahren wurde das Postmonopol für die Zustellung von Paketen abgeschafft. Seit Jänner 2011 besteht auch das Monopol für Briefe bis 20g nicht mehr. Somit können auch Private Pakete und Briefe zustellen.
- Werbesendungen werden bereits seit längerem auch von der Post-Tochter \"Feibra\" zugestellt.
- Der Transport der Postsendungen erfolgt ausschließlich auf der Straße und wird zu einem immer größeren Teil von privaten Frächtern für die Post durchgeführt.
- Dazu kommt noch, dass es bereits seit Jahren eine Diskussion über die Schließung des Postverteilzentrums Linz gibt.
Dieser Betriebsbesuch war für uns ein informatives und interessantes Erlebnis. Wenn ich in Zukunft der Post einen Brief oder ein Paket anvertraue, dann denke ich bewusster als bisher an die vielen fleißigen Menschen (aber auch an die mit einer für einen Laien kaum vorstellbaren Präzision ausgestatteten Maschinen), die dafür verantwortlich sind, dass das von mir angegebene Ziel der Poststücke erreicht wird.
Ich denke aber auch an alle jene Menschen, für die die Post nach einem oft langen Dienstverhältnis angeblich keine Arbeit mehr hat und ebenso an diejenigen, die aufgrund des ständigen Personalabbaus in Zukunft mit einem ähnlichen Schicksal fertig werden müssen.