Frauenarbeit gerecht bewerten!
Mit dieser Aktion unter dem Motto „Einkommen ist kein Beichtgeheimnis“, die sofort das Interesse zahlreicher PassantInnen weckte, wollen die Frauen im „Bündnis 8. März“ eine breite Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren. Bei einem Pressegespräch informierten sie über ihre Forderungen für mehr Einkommensgerechtigkeit zwischen Frauen und Männern.
„Das Thema hat auch nach mehr als 30 Jahren nichts von seiner Brisanz verloren. Frauen verdienen praktisch vom ersten Tag ihres Berufslebens an weniger und zwar um bis zu 40 Prozent. Werden alle Faktoren wie Teilzeit, Berufsunterbrechungen usw. mit eingerechnet, bleiben immer noch 18% Differenz, die statistisch nicht erklärbar sind“, so Erika Kirchweger, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung in Oberösterreich. Ein Problem ist auch, dass Frauen ihren „Marktwert“ nicht kennen und nicht wissen, oder sich nicht trauen, angemessene Gehaltsforderungen zu stellen. Zu diesem Schluss kommt die “Entgeltexpertin“ Dr.in Edeltraud Ranftl von der Universität Linz, die sich auf Einladung der Frauen im „Bündnis 8. März“ bei einem Runden Tisch mit dem Thema auseinandersetzte. „Bereits 1979 wurde gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit im Gleichbehandlungsgesetz niedergeschrieben, die Umsetzung dieses Rechtsanspruches in der Praxis steht heute aber noch immer zur Debatte“, kritisiert Sarah Ortner vom ÖH-Frauenreferat.
„Früher wurden die Frauen damit abgespeist, sie seien zuwenig gebildet, jetzt heißt es, sie hätten die falschen Berufe gewählt“, kritisiert Sonja Ablinger, Landesfrauenvorsitzende der SPÖ Oberösterreich. Bei den vielen Diskussionen im Rahmen der Informationswoche kam immer wieder heraus: Das Problem ist, dass Frauenarbeit historisch stets unterbewertet wurde. Es fehlt das Know-how, das Bewusstsein, aber auch der politische Wille, Transparenz zu schaffen, Tätigkeiten und Berufe systematisch zu vergleichen, in eine Rangordnung zu bringen und zu klassifizieren. Die Systeme, wie Arbeit bewertet wird, stammen zum Teil noch aus den 50er-Jahren.
„Wir sehen daher Regierung, Sozialpartner und Arbeitgeber gefordert, das zu ändern, Kollektivverträge kritisch unter die Lupe zu nehmen, die Entgeltsysteme zu modernisieren und Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Durchsetzung des Rechtsanspruches auf gleichen Lohn ermöglichen“, erläutert Ulrike Bernauer-Birner, Geschäftsführerin von VFQ Gesellschaft für Frauen und Qualifikation mbH.
Die unterschiedliche Arbeit eines Informatikers und einer Logopädin etwa könne durchaus gleichwertig sein und es sei nicht nachvollziehbar, dass z.B. eine Vorhangverkäuferin in einem Einrichtungshaus weniger verdiene als ein Einrichtungsplaner, wie zahlreiche Beispiele in der Praxis zeigen.
Bei den Aktionen im Rahmen der Informationswoche für mehr Einkommenstransparenz, aber auch beim heutigen Pressegespräch wurde immer wieder die Problematik angesprochen, dass bestimmte Berufsbereiche, etwa im Beratungs- und Sozialbereich weiblich „konvertiert“ sind. Die dafür notwenigen Anforderungen und Qualifikationen, abgesehen von einem formalen Berufsabschluss, wie u. a. Empathie und Einfühlungsvermögen sind aber nicht einfach weibliche Eigenschaften, sondern klare Anforderungen für das Berufsbild und müssen als solche auch definiert und bewertet werden.
Maria Buchmayr, Frauenvorsitzende der Grünen Oberösterreich betont: „Auch der Wirtschaft nützt es, wenn Frauen mehr verdienen. Sie horten das Geld nicht, sondern geben es aus, weil sie es für das tägliche Leben brauchen und stärken damit die heimische Kaufkraft.“