29. Februar: Internationaler Aktionstag für Menschen in prekären Arbeits- und Lebensbedingungen
Am 29. Februar 2012 werden in einem internationalen Aktionstag die prekären Arbeitsbedingungen thematisiert. Atypische Beschäftigung nimmt zu und damit auch die Zahl der Menschen, die trotz Arbeit arm sind. Besonders betroffen sind davon vor allem Frauen. Die Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung (KAB) und Betriebsseelsorge der Diözese Linz fordern im Zuge des Aktionstages die verstärkte Schaffung von Arbeitsplätzen, von denen ArbeitnehmerInnen auch leben können, den Ausbau des Sozialstaates gerade in der Krise sowie eine gerechte Verteilung des gesellschaftlichen Wohlstandes.
Bereits 2001 riefen italienische AktivistInnen die Kunstfigur „San Precario“ als Schutzpatron ins Leben. Da in Österreich besonders Frauen von prekären Arbeitsbedingungen betroffen sind, soll hier symbolisch „Santa Precaria“ als „Schutzheilige“ aufmerksam machen.
Prekäre Beschäftigung nimmt weiter zu
KAB und Betriebsseelsorge stellen fest, dass die Vollzeitarbeitsplätze weniger werden. In Oberösterreich war zuletzt ein Rückgang (2009 auf 2010) von 2 %1 zu verzeichnen, während geringfügige Beschäftigung (+4 %), Teilzeit (+4 %) und vor allem Leiharbeit - sehr stark um 10 % - anstiegen2.
Gleichzeitig zählen in Österreich im Schnitt 5 % der Erwerbstätigen lt. Statistik Austria zu den „working poor“. Das sind rund 206.000 Personen lt. der Erhebung für das Jahr 2010, die trotz Arbeit armutsgefährdet sind3!
Ziel: Bewusstseinsbildung
Ziel der Aktion ist die Bewusstseinsbildung bei BürgerInnen und EntscheidungsträgerInnen:
Prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen breiten sich aus. Mehr und mehr Menschen geraten in der Arbeitswelt unter Druck. Es braucht entschlossene politische Maßnahmen, um diese Entwicklung umzukehren. Andernfalls gerät über kurz oder lang der soziale Friede in Gefahr.
Daher fordern die Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung und Betriebsseelsorge der Diözese Linz:
→ Die vermehrte Schaffung von Arbeitsplätzen, von denen die Menschen auch leben können. Z.B.: durch Investitionen in soziale Dienste, Umweltmaßnahmen und Bildung.
→ Die aktive Bekämpfung von Armut trotz Arbeit u.a. durch einen Mindestlohn in der Höhe von € 1.300 brutto monatlich bei Vollzeit, einer arbeitsrechtlichen Absicherung von freien Dienstnehmer/-innen bzw. die Schaffung eines modernen „ArbeitnehmerInnenbegriffs“ und die Bekämpfung von „Scheinselbständigkeit“.
→ Eine gerechte Verteilung des Wohlstands in unserer Gesellschaft. Z.B.: durch eine steuerliche Entlastung der niedrigen Einkommen und die Wiedereinführung einer Steuer auf große Vermögen, Erbschaft und Schenkung.
→ Den Ausbau des Sozialstaates besonders im Bereich der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Armut. Z.B. durch höhere Leistungen in der Arbeitslosenversicherung, durch die Streichung der Anrechnung des Partnereinkommens in der Notstandshilfe und einer Mindestsicherung über der Armutsschwelle (2010: € 1.031 netto bei einem Einpersonenhaushalt, 12 mal pro Jahr).
Straßentheater „Fair statt prekär“ in Linz
Am Mittwoch, 29. Februar 2012 um 10.30 Uhr wird am Linzer Taubenmarkt eine Straßentheatergruppe - und in weitere Folge an verschiedensten Orten im öffentlichen Raum in Linz - Standbilder und kurze Szenen rund um die Situation prekär Beschäftigter aufführen.
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1) Vgl. AK: Beschäftigungsformen in OÖ und Ö, 2010
2) Ebd.
3) EU-SILC 2010/Statistik Austria 2011