Nachgehen, zuhören, Gutes zusagen - Kirche im Betrieb
Erfahrungsbericht eines Betriebsseelsorgers, der eine nachgehende Pastoral in der Arbeitswelt praktiziert.
Es war wieder so weit: Ab Montag, dem 5. September, war ich als Betriebsseelsorger eine Woche in der Firma Böhler Schmiedetechnik in Kapfenberg unterwegs.
Empfangen werde ich von Hans, dem Vorsitzenden des Arbeiterbetriebsrates, mit dem ich im Vorfeld das Praktikum besprochen habe. Er bringt mich zum Betriebsleiter Andreas, der mir gleich das Du anbietet. Günter, für die Arbeitssicherheit zuständig, ist mein Begleiter für diese Woche.
Nach einer ausführlichen Sicherheitsunterweisung und mit Helm, Montur und Sicherheitsschuhen ausgerüstet, gehe ich mit ihm durch die Hallen. Sicherheitsunterweisungen sind für alle MitarbeiterInnen am ersten Arbeitstag und einmal jährlich vorgeschrieben. Ich frage mich, ob es auch für die Seele manchmal eine Sicherheitsunterweisung bräuchte. Dass wir unseren Körper schützen müssen, ist uns bewusst. Mir kommt manchmal vor, dass die Seelen der Menschen oft sehr ungeschützt allen gesellschaftlichen Gefahren ausgesetzt sind.
Heiße Eisen
Aus meiner eigenen früheren Tätigkeit als Betriebsschlosser weiß ich, was Industriearbeit ist. Die Arbeit der Männer in der Hammerschmiede bringt mich dann doch zum Staunen. Der Mut, sich der Gefahr durch Hitze, Schmutz und Lärm auszusetzen, beeindruckt mich. Diese Menschen bearbeiten tagtäglich heiße Eisen. Dabei wird das Werkstück mit Vorschlägen und Fertigschlägen in Form gebracht.
Bei allen Gesprächen spüre ich, dass die Menschen aufmerksam zuhören. In den Begegnungen stelle ich mit Freude fest, dass das Interesse füreinander auf beiden Seiten liegt.
Gutes bewusstmachen
Bei meinem Einsatz in den Betrieben fällt mir immer wieder auf, wie viele Menschen ganz selbstverständlich füreinander arbeiten. Oft ist es ihnen gar nicht bewusst.
Deshalb versuche ich, das Gute, das getan wird, den arbeitenden Menschen zuzusagen. Und Gutes zusagen ist nichts anderes als segnen. Ich sehe meine Arbeit auch als ein Bewusstmachen von Gutem, das getan wird. Ich kann durch meine Anstellung als Betriebsseelsorger bei den Menschen sein - als „Kirche im Betrieb“ - dafür bin ich dankbar und versuche etwas davon in Dankbarkeit zurückzugeben, indem ich als Betriebsseelsorger mit meiner ganzen Kraft für die Menschen da bin.
Georg Salvenmoser, Betriebsseelsorger