Arbeitslosengeld erhöhen, denn Arbeitslosigkeit kann jeden treffen und braucht Solidarität!
Wir können derzeit noch gar nicht abschätzen, in welchem Ausmaß Corona die bisher schon existierenden Ungleichheiten in der Gesellschaft und Wirtschaft verschärfen wird. Rund 600.000 Menschen haben derzeit in unserem Land keine Arbeit. Alleine im Bezirk Linz-Land steigerte sich die Arbeitslosigkeit um ca. 70 %. Dazu kommen noch 400.000 Menschen in Kurzarbeit. Das ist mit enormen Verlusten an Einkommen verbunden und vielfach existenzgefährdend. Vor allem Frauen sind verstärkt betroffen, sie arbeiten in schlechter bezahlten Branchen, die jetzt eher in Richtung Arbeitslosigkeit denn Richtung Kurzarbeit tendieren.
Am 30. April ist der Tag der Arbeitslosen, ein Tag, an dem wir als „Bündnis für Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ bewusst die Sorgen, Ängste, Lebensrealitäten der Arbeitslosen in den Blickpunkt nehmen. Die Sorgen sind in der Krise nicht weniger geworden, der Druck auf arbeitende und arbeitslose Menschen steigt in einer Gesellschaft mit zunehmend weniger Arbeit. Gerade in der Krise zeigt sich rasch, wer auf einmal nicht mehr gebraucht wird, welche Arbeitsverhältnisse prekärer sind.
Wie können wir als Gesellschaft verantwortlich und solidarisch auf diese Entwicklungen antworten? Arbeitszeitverkürzung und Umverteilung der Arbeit wären ein Gebot der Stunde. Ebenso notwendig wäre die Erhöhung des Arbeitslosengeldes sowie die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens als eine notwendige Alternative zur neoliberalen Arbeitsgesellschaft, die immer mehr Menschen von einem guten Leben ausschließt. „Jeder Mensch hat Würde – unabhängig von Erwerbsarbeit und Leistung. Darum bedarf es einer gerechten Verteilung von gesellschaftlicher Arbeit und gesellschaftlichem Einkommen“. (Sozialwort des ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, 2003)
Das Leben muss gesichert sein, ohne tagtäglich um die eigene Existenz fürchten zu müssen.
Da ist der Fall einer Frau mit 3 Kindern, homeschooling – na klar. Mit dem Kleinen (VS) geht es einfach. Die Tochter ist im Gymnasium und sehr selbständig, kann dem Unterricht online folgen. Der große Sohn hat eine Lehre begonnen, die Berufsschule startete ausgerechnet im April. Die Familie besitzt allerdings nur einen Laptop und der Sohn muss eine online-Präsenz von sechs Stunden täglich einhalten. Dies ist mit einem Laptop und drei Schülern nicht umsetzbar. Die finanziellen Mittel für einen zweiten PC hat sie nicht, weil ihr Exmann die Alimente nicht bezahlt und der Fall am Jugendamt z.Z. nicht behandelt wird. Die Frauenberatungsstelle BABSI konnte die Frau insofern unterstützen, dass sie ihr einen Laptop geliehen hat.
Geflüchtete, aus ihrer Heimat vertriebene und auch migrierte Menschen sind von der aktuellen Situation in zweierlei Hinsicht ganz besonders betroffen. Zum einen reagieren bereits in der Vergangenheit traumatisierte Menschen mitunter sensibler auf die aktuell zur Eindämmung des Corona-Virus notwendigen Maßnahmen (z.B. Ausgangsbeschränkungen, Schließungen von Schulen und Geschäften, Personenkontrollen etc.) und die Berichterstattung in dem Zusammenhang. Die Gefahr der Retraumatisierung ist bei entsprechenden Erfahrungen in der Vergangenheit, auch bei bereits langjährig in Österreich ansässigen Menschen, gegeben. Zum anderen sind Arbeits- und Wohnsituation häufig noch instabil und die Situation somit prekär. Viele Menschen leben ohnehin auf kleinstem Raum zusammen - sei es in Unterkünften für Geflüchtete oder Mietwohnungen - ein Umstand, der durch fehlende Ausweichmöglichkeiten ebenso wie durch Existenzängste verschärft wird. Speziell bei geflüchteten Menschen wirkt sich der Verlust der Arbeit mitunter zusätzlich direkt auf die Verlängerung der Aufenthaltsberechtigung aus oder die Möglichkeit mit der eigenen Familie wieder auf sicherem Boden zusammenzufinden.
In krisenhaften Zeiten braucht es Unterstützung von Seiten der Politik. Wir ermutigen die politisch Verantwortlichen, zur Absicherung des Lebens, ein bedingungsloses Grundeinkommen als Antwort auf die enorme Arbeitslosigkeit anzudenken und umzusetzen.
*) ÖGB LL, AK LL, Treffpunkt mensch & arbeit Nettingsdorf, iab, FAB, BABSI, streetwork, X-Treff, Wohnen im Dialog, Pfarren Traun, itworks, proaktiv, c´mon 17, AMS LL
Ein Frühstück im AMS Traun wie im vergangenen Jahr 2019 ist leider heuer nicht möglich!