Der Untergang des mündigen Bürgers
Den mündigen Bürger/die mündige Bürgerin definiert er als Menschen, der sich an Hand von Informationen eine eigenständige Meinung bildet und seine Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt wahrnimmt. Für eine partizipative Demokratie ist diese Mündigkeit Voraussetzung.
Aus einem Hang zur Freiheit, zur Selbstverwirklichung wird uns diese Mündigkeit zur Belastung. Wir befreien uns von der mündigen Vernunft, um zu einem privaten Vorteil zu kommen. Es geht nicht darum das Beste für alle zu erreichen, sondern seine Meinung/seinen Willen über alles zu stellen. Das ist auch Prämisse einer Wirtschaftsform, die den Markt als einziges Regulativ anerkennt, die auf Gewinnmaximierung und auf Bereicherung einiger weniger ausgelegt ist.
Dieser Abschied von der Mündigkeit wird immer Rechtspopulisten zugesprochen, ist aber längst über die imperiale Lebensweise bei der bürgerlichen Mittelklasse angekommen.
Durch die Digitalisierung verschärft sich diese Unmündigkeit.
Datensätze, nicht mehr persönliche Meinungen werden zum Zentrum von politischen Entscheidungen. Damit geht in der Politik die transformative oder emanzipatorische Dimension verloren. Es passiert keine Veränderung des Status quo.
Ingolfur Blühdorn, Professor an der WU Wien, ruft auf zum Diskurs, zum Zuhören, zum Bilden und Formulieren einer eigenen Meinung und hält Bewegungen wie Fridays For Future für Bespiele, wie Menschen wieder mündig agieren und ihre Verantwortung wahrnehmen.
Christian Leonfellner