Filmabend "Der marktgerechte Patient in der Krankenhausfabrik"
Der Film, gedreht in Deutschland, schildert eindringend und konkret was passiert, wenn Krankenhäuser privatisiert werden und die Frage „Was bringt mir ein Patient?“ die Frage „Was braucht ein Patient?“ verdrängt.
Seit 2003 gibt es in Deutschland sogenannte Fallpauschalen (Englisch: DRGs – Diagnosis Related Groups). Nach ihr hat jede diagnostizierbare Krankheit einen fixen Preis. Wer mit möglichst geringen Kosten den Patienten/die Patientin schnell abfertigt, macht Gewinn; wer sich auf die PatientInnen einlässt, schreibt Verluste. Die Einführung der Fallpauschalen war der entscheidende Schritt zur Kommerzialisierung. WirtschaftsberaterInnen durchforsten seitdem jede Abteilung und prüfen, ob Vorgänge mit noch weniger Personal bewältigt werden könnten. Notfallstationen sind unterbesetzt und weisen „kostspielige“ PatientInnen zurück. Bei DiabetespatientInnen werden Körperteile amputiert, die bei langzeitiger Wundversorgung sicher gerettet werden könnten.
In Österreich sind wir (noch) nicht so weit, meinten Gudrun Bernhard und Maria Dammayr, aber die Tendenz ist eine ähnliche. Um die Kosten zu senken wird rationalisiert und ökonomisiert: Immer mehr mit weniger Personal! Es bleibt keine Zeit mehr, um auf individuelle Eigenheiten der PatientInnen einzugehen. Das Pflegepersonal arbeitet am Limit und kommt gar nicht mehr zu den Aufgaben, die dem gewählten Berufsbild entsprechen. Es ist notwendig, den Personalschlüssel zu heben und die Kostenlogik muss aus dem Pflegebereich verschwinden, weil das mit einer sorgenden Einstellung nicht zu vereinbaren ist.
Die Initiative Sozial betrOFFEN vereint Pflegekräfte, PatientInnen und Angehörige, um gemeinsam in der Öffentlichkeit auf die Besorgnis erregende Entwicklung und unzureichende Finanzierung sozialer Arbeit aufmerksam zu machen und um zu einem sozialpolitischen Umdenken beizutragen. Menschenwürdige Pflege betrifft uns alle. Deswegen die Bitte der Expertinnen an die TeilnehmerInnen um Unterstützung der Initiative:
Stefan Robbrecht-Roller