Mit Genderblick ... Prüfet alles, das Gute behaltet!
Am Vormittag ging es um den digitalen Wandel. In den Medien oft unter dem Schlagwort Industrie 4.0 vor allem mit Männerarbeit in Verbindung gebracht, zeigt sich bei genauem Hinsehen ein anders Bild. Der gesamte Dienstleistungsbereich, der Handel, die Pflege, die Verwaltung, das Bankenwesen sind im Umbruch und somit viele Frauen in „typischen Frauenberufen" davon betroffen.
Mensch und Algorithmus
In ihrem Referat zu „Ethische Aspekte der Digitalisierung. Soziale Transformation kritisch begleiten." ging Gabriele Kienesberger, KAB Wien, der Frage nach, inwieweit die katholische Soziallehre im digitalen Wandel als Kompass und Koordinatensystem dienen kann. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass auch die 1., 2. und 3. industrielle Revolution große Ängste erzeugte, doch die Menschen bewältigten die Veränderungen – es kam jeweils zu einer Arbeitszeitverkürzung, Arbeitsplätze entstanden wieder.
Wichtig ist, die Digitalisierung nicht mit einer quasi 'Naturgewalt' gleichzusetzen, sondern die Frage nach Sinn und Ziel und damit auch nach der Gestaltbarkeit zu stellen. Wo werden Grenzen gezogen? Wie können die mit Automatisierung und Digitalisierung erwirtschafteten Güter gerecht verteilt, wie kann die gemeinsame Nutzung allgemeiner Güter (z.B. Wasser) sichergestellt werden? Wie können faire Bildungschancen fürs notwendige lebenslange Lernen gesichert werden? Usw, usw.
Gabriele Kienesberger stellte fünf Wegweiser aus der katholischen Soziallehre vor, die auch heute bedeutsam sind:
- Industrie (Roboter, etc.) ist für den Menschen da und nicht umgekehrt
- Hilfe, Respekt und Achtung für die am meisten Benachteiligten
- Maßnahmen und Regelungen auf unterschiedlichen Ebenen
- Ressourcen für künftige Generationen erhalten
- Gemeinwohl als Maxime für alle Menschen
Verschiedene Blickwinkel, rege Diskussionen
In drei Workshops beschäftigten sich die Teilnehmerinnen anschließend schwerpunktmäßig mit Handel, Büro und Pflege, mit den auftretenden Ängsten und Verunsicherungen und mit der Frage nach „Guter Arbeit“ und der Aufgabe der KAB im derzeitigen Veränderungsprozess, speziell hinsichtlich Frauen und deren (Erwerbs-)Arbeit.
Letztendlich geht es um das, was seit jeher Anliegen der KAB ist, egal ob in analogen oder digitalen Welten: Teilhabe ermöglichen, Selbstbewusstsein stärken, Handlungs- und Gestaltungsfähigkeit erweitern, Rollenbilder aufbrechen – den Menschen in den Mittelpunkt stellen!
Ins Handeln kommen
Damit war der Bogen gespannt zum 2. inhaltlichen Schwerpunkt des Studientages, die Kampagne „Hier arbeitet ein Mensch“. Elisabeth Zarzer, KAB OÖ, stellte den Inhalt, das Ziel und die Materialien vor. Manches wurde dabei gleich ausprobiert: Scrabble am Gitterkopf, der Selbstcheck, ein Text aus der Werkmappe. Und gemeinsam spielten die Teilnehmerinnen zum Abschluss das große Kampagnenspiel. Hier geht es darum, zuvor als wichtig definierte Begriffe aus der Arbeitswelt immer wieder auf eine nächste, höhere Ebene zu bringen.
Spielerisch – und hoffentlich auch im wirklichen Leben – wollen wir zum Schluss sagen können, mit diesen Werten bauen wir mit an der Vision „Gute Arbeit in Sicht“!
Ein spannender, lehrreicher und auch lustvoll-aktivierender Studientag – vorbereitet in diesem Jahr von der KAB OÖ. 2020 wird voraussichtlich die KAB Wien als Gastgeberin fungieren.
Elisabeth Zarzer