"Gute Zeiten, schlechte Zeiten"
Die 45jährige Susanne ist Reinigungskraft im Gesundheitswesen im Innviertel und merkt in ihrer Arbeit einen deutlichen Unterschied zu der Zeit vor der Corona-Krise.
Momentan ist es interessanterweise sogar ruhiger wie vorher, weil alles auf Sparflamme läuft, um Kräfte zu sparen, um auf den sogenannten Peak vorbereitet zu sein. „Ich kann jetzt mehr überlegen, wofür ich eigentlich da bin, vorher sind alle einfach nur gerannt“, erklärt sie. „Ich kann deshalb auch die Stimmung in der KollegInnenschaft besser wahrnehmen, dafür war vorher keine Zeit.“ Sie beschreibt, dass momentan alle in Warteposition sind für den Moment, an dem es so richtig losgeht.
Wertschätzung für ihre Arbeit hat sie in ihrem Umfeld immer schon erfahren, aber so viel Lob wie in letzter Zeit hat sie noch nie bekommen!
Alle sind froh, dass sie da ist – und im Unterschied zu früher wird das jetzt auch oft ausgesprochen. Generell freuen sich alle im Team, dass sie da sind, arbeiten können und gesund sind.
Die 45jährige ist grundsätzlich ein optimistischer Mensch und hat das Gefühl, dass diese Situation die Menschen sozusagen „zwangsberuhigt“. Dass die Situation für alle gleich ist, macht es vielleicht ein wenig einfacher. Sie hofft darauf, dass diese „Pause“ die Menschen zum Nachdenken bringt, dass erkannt wird, dass nicht nur Börsenkurse und Dividenden wichtig sind und dass wir nicht „allesmögliche aus China und sonst woher“ brauchen. Außerdem hofft sie, dass jene, die vorher ausländischen Arbeitskräften gegenüber Neid und Missgunst empfanden, nun sehen können, welche Leistung z. B. 24-Stunden-Kräfte oder Erntehelfer leisten.
Getragen ist sie von der Hoffnung auf eine gute Zeit nach der Krise. Sie freut sich schon auf ein Wiedersehen „in echt“ mit ihren Freundinnen.
„Das Schlechte ist zwar schlimm, aber alles Schlechte hat auch was Gutes. Nichts ist umsonst“, überlegt Susanne, „Wir haben immer wieder gute Zeiten und auch schlechte Zeiten. Manches weiß man halt oft erst im Nachhinein.“