„INTERNATIONALE SOLIDARITÄT“ Geh_denken zu den Todesmärschen in Ansfelden 2016
Es ging um einen Massenmord an jüdischen Menschen, um einen systematischen Holocaust mitten in der Gesellschaft. Ermorden durch Gehen. Die Ursachen und Hintergründe zu erforschen und die Geschichten der Menschen in Erinnerung zu halten, ist unsere Verantwortung gegenüber den Überlebenden.
„... das Vergessen des Bösen ist die Erlaubnis zu seiner Wiederholung“
„Um Platz für Neuankömmlinge zu schaffen, wurden am 16., 26. und 28. April 1945 neuerliche Fußmärsche von Jüdinnen und Juden vom Zeltlager ins Lager Gunskirchen organisiert. Die völlig entkräfteten Menschen mussten sich von Mauthausen zurück nach Enns und Asten und von dort über St. Florian, Ansfelden, Weißkirchen, Schleißheim, Thalheim und Wels nach Gunskirchen schleppen. Die Opferzahl auf dieser letzten, 55 Kilometer langen Etappe war erschreckend. Allein auf den ersten vier Kilometern, zwischen Mauthausen und der Eisenbahnbrücke, sollen 800 Häftlinge erschossen worden sein, um die Schwächsten und Langsamsten gleich zu Beginn zu eliminieren. Die genaue Opferzahl dieses Todesmarsches kann nicht mehr festgestellt werden, Schätzungen belaufen sich auf bis zu 6000 Tote. Die zahlreichen Gedenkstätten entlang dieser Strecke bezeugen die Unmenschlichkeit dieses Marsches.“
Aus: Die Todesmärsche ungarischer Juden durch Österreich im Frühjahr 1945, Eleonore Lappin, Institut für Geschichte der Juden in Österreich.
Das heurige Geh_denken steht unter der Überschrift: „Internationale Solidarität - Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten - was möglich ist tun"
Gedenkfeier zum Todesmarsch der Jüdinnen und Juden von Mauthausen nach Gunskirchen, Mittwoch, 27.4.2016, 18.00 Uhr, Kremsbrücke, Gh. Stockinger
„Internationale Solidarität“ will die Brücke schlagen vom damals zu heute.
Internationale Solidarität war in den Lagern wichtig, um überhaupt zu überleben. Das gegenseitige Schauen aufeinander über alle Ländergrenzen hinweg sicherte vielen Häftlingen ihr Leben. Gleichzeitig wurde solidarisches Handeln mit dem Tode bestraft. Solidarität angesichts der geflüchteten Menschen heute stellt auch die Frage nach unserer Mit-Menschlichkeit. Menschlichkeit duldet keine Obergrenzen. Wir sollten uns mehr denn je bewusst sein, dass wir in globalen Zusammenhängen leben und so grundlegend aufeinander angewiesen sind.
Beim Geh_denken 2016 will eine Installation von Musik und Texten zu Solidarität und Widerstand damals und heute zum Nachdenken und Weiterdenken anregen.
Wir wollen den Toten im Gedenken ein Gesicht geben und ihre Namen in Erinnerung bewahren als Mahnung, dass solche Unmenschlichkeit nicht wieder passieren darf.
Zu den Steinen hat einer gesagt: Seid menschlich!
Die Steine haben gesagt: Dafür sind wir noch nicht hart genug. (Erich Fried)
Geh_denken wird veranstaltet von: Wider das Vergessen, MKÖ, MK Ansfelden, Treffpunkt mensch & arbeit Nettingsdorf, Stadtgemeinde Ansfelden, ÖGB Linz-Land, NMS Ansfelden
Fritz Käferböck-Stelzer, Treffpunkt mensch & arbeit Nettingsdorf