"Fürsorge ist auch Arbeitgeber:innen-Pflicht"
Ein Sozialstammtisch zu einem hochspannenden Thema. Die Fürsorgepflicht ist keine neue Errungenschaft. Nein, ganz im Gegenteil der Gesetzesparagraf hat schon gute 100 Jahre auf dem Buckel.
Klar ist, Arbeitnehmer:innschutz ist von den Dienstgebenden zu finanzieren. Nur, was muss alles zur Verfügung gestellt werden? Die Frage ist keine einfache. Als Grundlage für die Antwort braucht es eine aktuelle Arbeitsplatzevaluierung, die Gefährdungen und Belastungen am Arbeitsplatz evaluiert und Maßnahmen festlegt. Das ist mit einigem Arbeitsaufwand verbunden, zahlt sich aber aus, befindet Roland Spreitzer. Sie aktuell zu halten ist unerlässlich, bedenken Sie nur, wie sich die Arbeitsplätze und -aufgaben in den letzten 15 Jahren verändert haben.
So führen zum Beispiel vermehrte Dokumentationspflichten zu längeren Bildschirmzeiten, womit – ab einer gewissen Stundenanzahl – der Anspruch auf eine Bildschirmbrille entsteht. Wichtig ist, so wird Spreitzer nicht müde zu betonen, dass die Belastungen so weit wie möglich von Grund auf minimiert werden müssen und zum Beispiel geeignete Hebevorrichtungen angeschafft werden anstatt eines Fitness-Center-Gutscheins. Auch die Erhebung der psychischen Belastung, die vom Dienstgeber beeinflusst werden kann, ist seit 2013 Pflicht.
Die Arbeitsplatzevaluierung dient auch als Grundlage für die Unterweisung am Arbeitsplatz, woran Haftungsfragen geknüpft sind. Werden die Maßnahmen umgesetzt, ist Spreitzer überzeugt, so lohnt sich das für beide Seiten. Die Arbeitnehmenden haben gute Arbeit, wodurch zu ihrem geistigen, physischen und sozialen Wohlbefinden beigetragen wird – so definiert die WHO Gesundheit. Und die Arbeitgebenden profitieren von der guten Arbeit, die geleistet wird.
Lucia Göbesberger
Roland Spreitzer ist seit über 15 Jahren Referent für Arbeitnehmer:innenschutz in der Arbeiterkammer OÖ. Eine seiner Hauptaufgaben ist die Beratung, die Aus- und Weiterbildung von Betriebsrät:innen und Gewerkschafter:innen in allen Fragen der Arbeitssicherheit und des betrieblichen Gesundheitsschutzes. Er hat unzählige Betriebsprojekte begleitet und ist somit stets nahe an der Praxis. Roland Spreitzer ist außerdem Autor zahlreicher Fachartikel und des demnächst erscheinenden Buches „Arbeitnehmer:innenschutz in Frage und Antwort“.
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Der Sozialstammtisch ist eine Kooperationsveranstaltung von: Cardijn Haus, Bischöfliche Arbeitslosenstiftung der Diözese Linz, Katholische Arbeitnehmer:innen Bewegung OÖ, ÖGB-OÖ Bereich Bildung und Zukunftsfragen, Sozialreferat der Diözese Linz, Treffpunkt mensch & arbeit Linz-Mitte. Gefördert durch: Österreichische Gesellschaft für politische Bildung.