Ich kann was! Ich bin was! Reicht das? – Jugend im Dialog 2021
»Es nicht einfach, sich vorne hinzustellen und anderen zu erzählen, wie es einem geht und was gebraucht wird. Und doch ist es wichtig, damit jedeR weiß, wie es uns Arbeit suchenden Jugendlichen gerade geht und wo wir anecken. Wir suchen nach einer sinnstiftenden Arbeit, von der wir auch leben können und die uns erlaubt, selbständig und würdevoll ein Leben aufzubauen«, so die Botschaft der Jugendlichen, die sich vors Mikro getraut haben.
Vormittags kamen die Jugendlichen während themenspezifischer Spaziergänge mit Expert*innen über leistbares Wohnen, psychische und physische Gesundheit, politische Beteiligung, Ausgrenzung, Freiraum für Jugendliche, Mobilität und Chancen am Arbeitsmarkt ins Gespräch.
Nachmittags trafen sie sich mit zusätzlich geladenen Gästen im Linzer Volksgarten, um weiter über ihre Lebensrealitäten und ihre Erkenntnisse zu berichten.
„Es hat so was gebraucht wie Jugend im Dialog“, sagte Lukas, ein Teilnehmer aus Linz, „Wir wollten nicht einfach still dasitzen, sondern unsere Anliegen auf die Straße bringen und zeigen, dass wir nicht unsichtbar sein!“
„Wir wollten unbedingt, dass diese Veranstaltung trotz Corona stattfand. Die Themen sind voll da, und es war uns wichtig, Arbeit suchenden Jugendlichen gerade jetzt eine Plattform zu bieten, sie in die Öffentlichkeit zu bringen“, so Simone Plöchl von der Katholische Jugend OÖ. „Ein online-Format haben wir nie angedacht, weil es für das Gefühl, gehört und gesehen zu werden, diesen direkten Kontakt braucht!“
Themensetzung durch die Jugendlichen
„Die Themen für die Stationen haben wir uns nicht selbst ausgedacht, sondern sie wurden anhand einer Befragung in April von Arbeit suchenden Jugendlichen bestimmt“, erzählt Stefan Robbrecht-Roller von der Betriebsseelsorge OÖ. „Faire Chancen, um eine Lehrstelle und einen Arbeitsplatz zu finden, ist eine Kernforderung. Es hat uns erschreckt und zugleich gewundert, dass sich in dieser Befragung die meisten Jugendlichen zu 100 % selbst verantwortlich fühlten für die Lage, in der sie sich befanden – obwohl es ganz klar objektive Hürden gibt hinsichtlich Mobilität, Zugang zu Gesundheitsleistungen, freie Lehrplätze oder die Möglichkeiten, sich von einem problematischen Elternhaus zu lösen.“
Über die App Mentimeter riefen am Ende des Tages die teilnehmenden Jugendlichen den anwesenden Entscheidungsträger*innen und Politiker*innen nochmals in Erinnerung, was nicht vergessen werden darf. Diese ihrerseits gaben an, was sie aus diesem Dialog mitnehmen und wo sie dranbleiben werden, z. B.: eine verständliche Sprache verwenden, ein Jugendticketnetz für alle vorantreiben, Wohnbeihilfe für Jugendliche unter 18 und ein umfassendes Programm für die Selbständigkeit von Lehrlinge (wohnen, Mobilität, Geld). "Junge Menschen brauchen einen Coach, jemanden, der mit ihnen geht", stellte Bischof Manfred Scheuer am Ende des Tages fest, "und hier kann kirchliche Jugendarbeit auch einen wertvollen Beitrag leisten!"
„Nächstes Jahr sicher wieder, und dann hoffentlich ohne Corona-Beschränkungen!“, sagte Barbara Mitterndorfer-Ehrenfellner von der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung. „Wir wurden heute bestätigt, dass es diese Art Austausch unbedingt braucht. Jugendliche und Entscheidungsträger*innen haben viel voneinander zu lernen.“
Stefan Robbrecht-Roller